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Kapitel 39: Der Letzte Tanz

  Die Sonne war l?ngst hinter den hohen, verschneiten Bergen verschwunden, als der Anführer der Drachen mit schwerer Stimme den Befehl zum Angriff gab. Ein unheilvolles Schweigen breitete sich über das Tal aus, nur durchbrochen vom Rauschen der Flügel, die sich in die Dunkelheit erhoben. Die Luft vibrierte vor unterdrückter Spannung, w?hrend sich die Drachen in die schwarze Nacht stürzten, jeder Atemzug begleitet von der unaufhaltsamen Vorahnung dessen, was kommen würde.

  Thalor stand reglos am Rande der Drachenstadt, versteckt zwischen den steinernen Mauern, die ihm doch keinen wirklichen Schutz boten. Von hier aus konnte er die Silhouetten der m?chtigen Krieger sehen, die mit schimmernden Schuppen gegen den verblassenden Abendhimmel leuchteten. Seine Mutter, Elowen, führte die Formation an, ihre m?chtigen Flügel majest?tisch ausgestreckt, ihre Augen voll unerschütterlicher Entschlossenheit. Thalor hatte in ihren Blick geschaut, bevor sie gegangen war, und in ihrem Ausdruck etwas gesehen, das ihm Angst machte. Eine Abschiedsgeste, die wie ein ungesprochenes Versprechen wirkte, eine letzte Liebkosung, die in der Luft hing, obwohl sie keine Worte fand.

  ?Du musst hier bleiben, Thalor“, hatte Elowen gesagt, ihre Stimme zitternd, doch fest. ?Es ist zu gef?hrlich. Du bist noch nicht bereit.“

  Aber er fühlte sich wie ein Gefangener. Die Ketten, die ihn zurückhielten, waren nicht sichtbar, doch sie waren schwer. Thalor spürte, wie das Blut in seinen Adern brannte, der unb?ndige Drang, sich zu beweisen, etwas zu tun, zu k?mpfen, um das, was er liebte, zu verteidigen. Aber er wusste, dass er den Worten seiner Mutter folgen musste. So blieb er zurück, seine Klauen tief in den kalten Stein gegraben, und lauschte dem entfernten Dr?hnen des Krieges, das in der Stille der Nacht wie ein Vorbote des Unausweichlichen widerhallte.

  Stunden zogen sich endlos hin, in denen die Welt um ihn herum in düstere Ungewissheit gehüllt war. Thalor konnte nichts tun, au?er warten, w?hrend das Echo der Schlacht über die Berge zu ihm getragen wurde. Schreie, das Knirschen von Klingen auf Schuppen, das schreckliche Gebrüll der K?mpfenden. Jedes Ger?usch bohrte sich wie ein scharfer Dorn in sein Herz, doch nichts war so qualvoll wie das Gefühl der Hilflosigkeit, das ihn überw?ltigte.

  Dann, aus der Ferne, h?rte er es. Ein durchdringender Schrei, anders als alles, was er zuvor geh?rt hatte. Es war nicht einfach ein Ruf des Schmerzes – es war das Heulen einer Seele, die um ihre letzte Hoffnung k?mpfte. Thalor wusste es in diesem Moment, tief in seinem Inneren, dass sich etwas ver?ndert hatte. Die Dunkelheit war nicht mehr nur die Nacht – sie war das Grab für jemanden, den er liebte.

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  Als die Drachen schlie?lich zurückkehrten, war die Luft von einer bedrückenden Stille erfüllt. Thalors Herz setzte einen Schlag aus, als er die angespannte Haltung von Aleric bemerkte, der schweigend auf ihn zukam. Der Drachenkrieger hatte den Kopf gesenkt, und in seinen Augen lag eine Trauer, die Thalor das Blut in den Adern gefrieren lie?.

  ?Wo ist mein Vater?“ Thalors Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, ein Klang, der in der K?lte der Nacht zersplitterte.

  Aleric sah ihn lange an, bevor er antwortete. ?Er k?mpft noch... an der Front.“

  Die Worte waren so hohl, dass sie Thalor durch Mark und Bein gingen. Er wusste, dass sie nicht stimmten. Der Kampf war fast vorbei. Und doch musste er die Wahrheit noch mit eigenen Augen sehen.

  In der Ferne tobte die Schlacht weiter, Flammen loderten auf, und Schatten verschmolzen zu einer chaotischen Masse aus Tod und Zerst?rung. Die Erde bebte unter dem unaufh?rlichen Stampfen der K?mpfenden, und am Horizont konnte Thalor die gewaltige Gestalt seines Vaters erkennen, wie er sich gegen den Anführer der J?ger stellte. Sein Vater, einst der unerschütterliche Fels in seinem Leben, k?mpfte wie ein verwundetes Tier, seine Flügel zerschlagen, seine Kr?fte am Ende. Doch der Mut, der ihn antrieb, brannte heller als jede Flamme.

  ?Ihr k?nnt uns nicht besiegen!“ Die Stimme seines Vaters war laut, aber brüchig. Der m?chtige Drache, den Thalor immer bewundert hatte, war nur noch ein Schatten seiner selbst.

  In einem letzten verzweifelten Angriff warf sich der Anführer der J?ger gegen ihn. Der Klang des t?dlichen Schlages war wie ein Schrei in der Seele von Thalor. Er wollte schreien, rennen, irgendetwas tun, um das Unvermeidliche aufzuhalten. Aber er war zu weit entfernt. Alles, was er tun konnte, war zusehen.

  ?Vater!“, schrie Thalor verzweifelt, als er sah, wie die Waffe des J?gers tief in die Seite seines Vaters eindrang. Der Drache fiel, seine m?chtigen Schwingen gebrochen, sein stolzer Kopf gesenkt. Der Sieg war den Drachen sicher, doch zu welchem Preis?

  Thalor stürzte nach vorne, ohne auf die Stimmen um sich herum zu achten. Seine Klauen rissen den Boden auf, als er zu seinem gefallenen Vater eilte, und als er endlich bei ihm war, brach er weinend zusammen. ?Vater, bitte, geh nicht...“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, w?hrend Tr?nen über seine Schuppen rollten.

  Sein Vater l?chelte schwach, die einst so strahlenden Augen trüb vor Schmerzen. ?Es ist gut, mein Sohn“, flüsterte er, seine Stimme kaum noch h?rbar. ?K?mpfe weiter... für das, was richtig ist.“

  Thalor schüttelte verzweifelt den Kopf. ?Nein... du darfst nicht sterben...“ Aber die Kraft seines Vaters schwand. Sein Atem wurde flacher, bis schlie?lich nur noch Stille blieb.

  Die Drachen sammelten sich schweigend um den gefallenen Krieger. Niemand sprach, aber die Trauer lag schwer in der Luft, greifbar und erdrückend. Aleric trat vor, neigte sein Haupt und sprach leise: ?Er war ein Held. Sein Opfer wird niemals vergessen werden.“

  Als die Drachen den leblosen K?rper forttrugen, blieb Thalor zurück, starr vor Schmerz und Verlust.

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