Mysteri?s und unschuldig pfeift der Wind durch alte Rohre und leere Hüllen aus Beton und Eisen. Inmitten der monumentalen Ruinen aus l?ngst vergangener Zeit leben die verbliebenen Menschen wie eingesperrtes Vieh. Ein Knarzen, gefolgt von der Hitze eines Schwei?ger?tes. Mal wieder ist Soda am Tüfteln und versucht, aus dem gesammelten Schrott etwas halbwegs nützliches zu machen. Blume sagt immer, dass man aus allem etwas nützliches machen kann – man muss es nur lange genug versuchen. Etwas anschwei?en, etwas abbrechen, irgendwann entsteht etwas.
Gerade als ihr Schwei?ger?t die Naht durchgezogen hat, h?rt die junge Frau eine bekannte Stimme. Müde Falten und graues Haar, das fast komplett von der Kopfhaut gefallen ist, Blume wie er leibt und lebt.
"Was machst du hier, Soda ? Ich sagte doch,du sollst dich ausruhen."
Spricht der alte Mann mit erfahrener und selbstbewusster Stimme, w?hrend er seinen Gehstock an den Türrahmen stellt.
"Warum ? Ich bin schon fast fertig. Sieh nur."
Stolz pr?sentiert Soda dem alten Mann ihr improvisiertes Messer, welches sie aus alten Dr?hten und einer scharfen Metallkante zusammengeschwei?t hat.
"Damit kann ich es den Metallmonstern zeigen ! Ich glaube, die Klinge ist stark genug, um sogar einen Ast zu zerschneiden."
Mit hochgezogener Schwei?erbrille starrt Soda auf ihr neues Meisterwerk...zumindest denkt sie, dass dieses Messer eins ist. Blume schüttelt den Kopf und l?sst ein tiefes Seufzen seiner alten Kehle entweichen, bevor er zum Sprechen ansetzt.
"Du k?mpfst gegen G?tter mit einem Zahnstocher, Kind. Keine Tausend Klingen k?nnen diesen Bestien etwas anhaben."
Bedrückt l?sst Soda ihr Werk aus der Hand fallen.
?Es ist immer das gleiche !"
Das Temperament l?sst die schwarzhaarige Frau aufspringen und gegen die Werkbank treten. Klirrend fallen H?mmer und N?gel auf den Boden, w?hrend Blume ein paar Schritte nach hinten l?uft : es ist wichtig bei den Wutanf?llen von Soda einen gewissen Sicherheitsabstand zu wahren.
?Jetzt beruhige dich, Kind !"
Blume hebt seine Stimme. Eigentlich ist er jemand der eine sanfte Stimmlage bevorzugt, jedoch wei? der alte Mann auch, wann er seine Stimme zu heben hat.
?Und was sollen wir tun ? Uns weiterhin abschlachten lassen ? Wie lange soll das ganze denn noch so weitergehen ?"
Schreit Soda, w?hrend eine Tr?ne ihre Wange herunter flie?t.
Blumes Mimik wird entspannter. Tief atmet er ein und aus, bevor seine Hand auf die Schulter der emotionalen Soda landet.
?So lange wie wir müssen. Sei froh. Andere Menschen k?nnen weder lesen oder schreiben...sie sind alleine. Wir haben eine Gemeinschaft."
Die Absicht seiner Worte war es eigentlich gewesen, Soda etwas zu beruhigen.
Das Gegenteilige passiert, denn sie dreht ihre Schulter weg und schnaubt genervt.
?Wir spielen Verstecken mit einem Dutzend Menschen. Das ist der einzige Unterschied, den wir verglichen mit den einsamen Wanderern haben !"
Impulsiv stampft Soda davon.
R?tlich scheint die Abendsonne über die rostigen Hütten der kleinen Kommune. Das Letzte, was sich die Menschen noch aufbauen konnten, findet sich gr??tenteils an Orten wie diesen wieder. Gesellschaft basierend auf einstigen Lehren und Schriften, welche Blume einst gesammelt hat. Niemand wei? genau, was der Grund dafür war, dass diese Monster in die Welt gesetzt wurden, doch eines ist sicher...Bis die Menschen endgültig ausgel?scht sind, ist es nur eine Frage der Zeit.
Eine kleine Rauchwolke fliegt kurzzeitig vom Dach einer Hütte gen Himmel und verschwindet so schnell wie sie gekommen ist. Asche f?llt auf den Boden, zwei Finger umklammern die Zigarette.
?Bist du schon wieder am Rauchen ?"
Fragt Soda, w?hrend sie sich akrobatisch auf das Dach schwingt.
?Selbst wenn, ist ja nicht so als das es was ?ndern würde."
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Antwortet der rauchende Kerl mit einem leicht-nihilistischen Unterton in seiner Stimme.
?Du kannst von Glück reden, dass du überhaupt noch hier hoch kannst. Blume sagt doch, du musst dich schonen !"
Ermahnt Soda ihrem Gegenüber.
Die R?der quietschen, die Zigarette klebt zwischen seinen Lippen. Geschickt man?vriert er seinen Rollstuhl in die Richtung von Soda.
?Das sagt der Alte bestimmt auch zu dir, oder ? Soweit ich wei? machst du ebenfalls keine Pause."
Brummt der Rollstuhlfahrer mit seiner Zigarette im Mund.
?Verdammt, Flamme ! Du kannst das doch nicht vergleichen...schlie?lich bist du-"
?Schlie?lich bin ich was ?! Ein Krüppel ?! Das wei? ich selber Soda, vielen Dank !"
Mit einem beeindruckenden Man?ver stemmt sich Flamme von seinem Rollstuhl und klettert einh?ndig nach unten, w?hrend sein Hilfsmittel auf zwei R?dern in seiner anderen Hand ist. Zwar ist es perfide an so etwas zu denken, dennoch ist es beeindruckend, wie vielf?ltig die Bewegungen im menschlichen K?rper sein k?nnen.
?Warte ! Ich habe es nicht so gemeint, Flamme..."
Seufzt Soda niedergeschlagen vom Dach.
Gerade als sich der sportliche Rollstuhlfahrer in sein Gef?hrt gesetzt hat, dreht er sich mit einem wütenden Blick zu Soda.
?Wenn du wirklich etwas Gutes tun willst, dann besorge mir etwas Metall aus der alten Fabrik."
Seine H?nde streifen über die R?der an den Seiten seines Rollstuhls und seine trainierten Arme – welche Soda schon so einige Male l?nger angestarrt hat als sie sollte – bringen diese in Bewegung.
Geschockt bleibt Soda auf dem Dach der Hütte stehen. Die Zigarette, welche Flamme noch eben im Mund hatte, brennt kümmerlich auf dem Metalldach. Es soll beim Nachdenken helfen, zumindest behauptet Flamme das immer.
Vorsichtig hebt sie den noch brennenden Stummel auf und nimmt einen tiefen Zug.
Hust
Hust
?Ist das ekelhaft !"
Flucht sie und wirft die Zigarette auf ihren ursprünglichen Platz zurück.
Ihre Gedanken schweifen ab, werden melancholisch.
?Die Fabrik also..."
Die alte Fabrik aus dem Zeitalter, in welchem die Menschen die Welt beherrscht haben. Manche aus der Kommune vermuten, dass es die damaligen Menschen selbst waren, welche die Monster in die Welt gelassen haben...totaler Unsinn, zumindest laut der Logik von Soda.
Menschen, die so etwas gebaut haben, k?nnen unm?glich so ein Unheil verursacht haben. Nur ein einziges Mal hat sie die Fabrik gesehen, es ist ein offenes Geheimnis : jeder wei? das es sie gibt, aber niemand redet darüber.
Riesige Türme aus steinharten Material welches den Zahn der Zeit ohne einen Kratzer überstanden hat und noch viel gr??ere Hallen welche Sch?tze aus l?ngst vergangener Zeit beinhalten. Allein der Gedanke daran sich in diese Fabrik zu schleichen, l?sst Sodas Herz vor Freude springen.
Zwar soll in dieser alten Ruine ein Monster hausen, doch das ist blo?er Aberglaube. Mit den Sch?tzen die man dort borgen kann, kann man mit Leichtigkeit der ganzen Kommune helfen. Vielleicht k?nnte man sogar mehr Pflanzen nutzen als Tabak und Hefe. Die M?glichkeiten sind grenzenlos.
Voller Ekstase greift Soda ihre Tasche, welche sie aufgrund ihres Wutanfalls in der Werkstatt gelassen hat und l?uft Richtung Haupttor...zumindest war das der Plan. Kaum war Soda in der Werkstatt, stellt sich Blume schützend vor ihre Tasche.
?Egal was du vorhast, ich verbiete es dir."
Murmelt Blume, welcher schon genervt von Sodas impulsiven Ideen zu sein scheint.
?Ich- Ich wollte nur meine Tasche holen, mehr nicht."
Stammelt sie bockig und lehnt sich an die Wand der Werkstatt mit verschr?nkten Armen.
?Ich wei? nicht womit Flamme dich diesmal überzeugt hat, aber wie ich ihn kenne, will er dich in die Fabrik schicken...schlie?lich kann er selber nicht mehr."
Ertappt hustet Soda aus reiner Unsicherheit und gibt ihre l?ssige Position an der Wand der Werkstatt auf. ?Ich sollte nur ein paar Platten holen, mehr nicht...Ehrenwort." Schmollt Soda.
?Soda, in dieser Fabrik lauert ein Monster. Das habe ich schon mehrfach gesagt. Wir k?nnen von Glück reden, dass wir überhaupt noch leben."
Mit strengen Blick reicht der Soda die Tasche.
?Versprich mir, dass du nicht in diese Fabrik gehst."
Soda nickt und nimmt hastig ihre Tasche an sich. Blume greift ihr Handgelenk.
?Soda, verspreche es mir."
Brummt er ermahnend.
?Klar, ich verspreche es."
Sie l?chelt hektisch zurück und befreit sich aus ihrem festen Griff.
Jetzt wo die ersten Sterne den abendlichen Himmel schmücken, sieht sie ihre Chance. Versprechen hin oder her, sie wird aufpassen.
Es sind nur ein paar Platten. Mit einem guten Seil ziehe ich sie mit Leichtigkeit raus. Wiegen ja schlie?lich nichts.
Irgendwo in ihrem gedanklichen Monolog plagt sie ihr Gewissen. Ein Versprechen bricht man schlie?lich nicht.
Sorgf?ltig kontrolliert sie die Werkzeuge in ihrer Tasche.
?Hammer, Messer, Seil, Wasser, Lampe...Perfekt."
Grinsend und mit kribbelnden Fingern schlie?t sie ihre Tasche und schultert sie anschlie?end.
Mittlerweile ist es die tiefste Nacht und die meisten Menschen innerhalb der Kommune schlafen schon. Ein paar alte Lampen erleuchten kleine Teile der Gemeinde, da sie von einem Generator angetrieben werden.
Wenn Soda beweisen kann, dass die Fabrik ungef?hrlich ist, kann man bestimmt ein dutzend solcher Generatoren bauen. Sie hat es satt, nichts zu tun, irgendwas muss endlich mal passieren.
Im stillen Schleier der Dunkelheit schleicht sie mit leichten Fü?en und rappelnder Tasche am Haupttor heraus. Wachen gibt es in ihrer Kommune nicht, schlie?lich gibt es keinen Grund dazu. Für Verbrechen untereinander gibt es keine Notwendigkeit, schlie?lich hat hier niemand irgendwelche Reichtümer, nicht mal Blume hat etwas von Wert.
Der alte meint au?erdem, dass Wachen gegen die Monster da drau?en nichts anrichten k?nnen. Sonderlich weit hat sich Soda nie von ihrer Kommune entfernt, doch Monster wie Blume sie beschrieben hat, hat sie weder gesehen noch geh?rt.
Angeblich sollen die Monster gr??er sein als ein Dutzend Hütten und Menschen mit merkwürdigen Kr?ften besiegen.
?So ein Schwachsinn..."
Kichert Soda leise zu sich selbst, w?hrend sie in den düsteren Wald hineinl?uft.
Soda spürt, wie ihr Herz schneller schl?gt, als sie beinahe rennt, die Augen fest auf die immer n?her kommende Silhouette der Fabrik gerichtet.