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18| Dorfgemeinschaft

  Zellis verbrachte die n?chsten zwei Stunden damit einfache übungen zu machen um wieder voll in Form zu kommen, nachdem Perilla sie gesund gepflegt hatte. Sie vermeidete es ihre Muskulatur zu sehr zu beanspruchen, bis sie sicher war sie würde wieder voll einsatzbereit sein.

  Au?erdem nahm Zellis sich vor, wieder so fit zu sein, wie in ihrer Zeit als Soldatin. Sie wollte nicht enden wie alle alten Schmiede, die ab einem gewissen Zeitpunkt aussahen, als w?ren sie wandelnde Torsen mit riesigen Armen und kaum Beinen.

  Rot schillernde Schuppen brachen das Licht, das durch die feinen Schlitze in den W?nden kamen und kreirten ein prismatisches Schauspiel an der Decke, direkt über Zellis. Sie hielt betrachtete es, w?hrend ihrer letzten übung, fasziniert von den feinen Symmetrien, die sich konstant ver?nderten. In Anbetracht der Lichter, musste Zellis zugeben, dass wenigstens etwas an ihr sch?n war. Die kritischen Teile ihres Kopfes, was fast alle waren, wurden zwar nicht leiser oder schw?cher, aber wie an der Decke gerade Licht tanzte, wanden sich feine Str?nge der Selbstzufriedenheit durch ihren Verstand.

  Natürlich bekam Zellis stets zu h?ren, wie attraktiv sie sei und wie begehrenswert, aber es entging ihr nicht, dass es mit jedem Jahr weniger wurden. Würde sie noch Komplimente erhalten wenn sie über 50 war? 60? Ab welchem Moment würde sie nicht mehr in den Spiegel blicken k?nnen? Also musste sie etwas dagegen tun.

  Sie würde ihr Fell l?nger wachsen lassen und in etwas hübsches frisieren lassen, sich überlegen welche Art von Training ihr den ?sthetisch ansprechensten K?rper verschaffen würde. Um das verbleichen ihrer Schuppen musste sie sich zum Glück wenig Sorgen machen, da Panzerschuppen ihre Farbe viel l?nger behielten. Das gr??te Problem würde sein, was sie wegen ihrer abgebrochenen Stacheln unternehmen würde. Magie? Ein Kleriker k?nnte einen Zauber wirken, vielleicht.

  In Gedanken versunken führte sie ihr Training mit monotonen und geradezu mechanischen Bewegungen aus, bis ein Klopfen an der Tür ihre Aufmerksamkeit forderte.

  “Zellis? Bist du wach?” vernahm sie die Stimme Torrns, dem Oberhaupt des kleinen Dorfes. “Alles gut, du kannst herein kommen!” rief sie ihm zu und erhob sich aus ihrer Situp Position. “Ah, wunderbar. Ich habe mit Perilla gesprochen und wir sin- Oh, tut mir leid, verzeihung” Torrn stoppte sich selbst in der Tür und wendete die Augen von Zellis ab. Diese rollte nur mit den Augen. Menschen und ihre falsche Züchtigkeit. Zellis hatte oft genug gesehen, was Menschen so untereinander trieben. Sie trug im Moment eine kurze Hose und Brustband, es war also nichts zu sehen. “Du kannst mich ruhig anschauen. Ich war nur am Trainieren.” “Nun denn.” Er sah sie immer noch nicht an, sondern blickte ein Stück an ihr vorbei. Seine Stimme begann sich zu festigen und er trat vollst?ndig durch die Tür in den Raum. “Wo war ich stehen geblieben? Ah. Ja, also, ich habe mit Perilla gesprochen und wir würden dich gerne einladen eine Weile nach deiner Genesung noch in Clifordly zu bleiben. Eines der H?user ist frei und wird gerade ein wenig hergerichtet, ohne Kosten für dich.” “Keine Kosten?” Zellis’ Augenbraue traf beinahe ihr Horn, “nichts ist je wirklich kostenlos.” “Sehr weise. Und ja du hast recht, wir h?tten dich gerne als richitgen Einwohner hier. Du bist eine Schmiedin und wie ich von Perilla vernommen hatte, würde es dir gut tun ein wenig Distanz zur Stadt zu haben.” “Torrn, nimm das nicht pers?nlich, aber *Keine Chance*! Ich bin eine Stadt Drakken und meine Schmiede ist in der Stadt und mein Haus. Perilla bombardiert mich seit einer Weile schon damit, dass die Stadt mir nicht gut t?te, aber das ist mir egal.” “Ich nehme es keineswegs pers?nlich liebe Zellis, ich hatte bereits vermutet, dass das die Antwort sein würde. Aber Perilla würde mich nicht zu Frieden lassen, h?tte ich nicht gefragt.” Torrn kicherte leise und schien es Zellis wirklich nicht übel zu nehmen. Er fuhr sich mit den Fingern seiner linken durchs schüttere Haar und hielt Pergament in der rechten Hand. Zellis konnte es nicht erkennen, aber es sah offiziell aus.

  Bevor sie herausfinden konnte worum sich das kleine Schriftstück handelte, wurde Torrn umgeworfen, als das Geb?ude erschütterte. Zellis konnte sich dank ihres Schwanzes aufrecht halten, aber das Geb?ude beruhigte sich nicht, also stolperte sie zu Torrn herüber und half ihm auf. Sie musste ihn hier raus bringen, wenn das Geb?ude einstürzen würde, konnte Zellis es vermutlich überleben, nicht aber der Dorfvorstehende. Sie machte sich nicht die Mühe ihn zu geleiten und warf Torrn einfach über ihre Schulter und schwankte ins Freie hinaus.

  Zu ihrem Horror, sah sie wie das gesamte Dorf unter dem Erdbeben leidete und bereits einige der H?user in sich zusammengebrochen waren. Dorfbewohner flüchteten panisch in offenes Gel?nde und k?mpften mit jedem Schritt um die Balance zu halten. Hinter sich h?rte Zellis ein tiefes, langgezogenes Seufzen und mit einem massiven Schlag brach das Geb?ude in dem sie vor weniger als einer Minute noch Trainiert hatte, in sich zusammen. Holzsplitter schossen durch die Luft und Zellis musste Torrn zu Boden fallen lass und sich vor ihm platzieren, um ihn zu schützen.

  Zellis hatte bereits Erdbeben erlebt, vor allem im Westen, in Unulaku waren sie nicht selten. Aber diese St?rke war viel gr??er als sie je vernommen hatte. Und es dauerte so verdammt lange. Mit jeder vergehenden Sekunde brach mehr und mehr des Dorfes ein, und das Beben wollte einfach nicht stoppen. Durch das Drohnen und Grollen um sich herum h?rte sie die Stimme Perillas, die zu den Einwohnern rief. Zellis konnte nur Bruchteile verstehen, anscheinend versuchte sie gerade alle in Sicherheit zu bringen. Eine gute Idee. Zellis packte den vor Angst zitternden Torrn und sprintete in Richtung der Stimme.

  Zellis umrundete ein Haus, das nur noch Schutt und Ger?ll war und sah sie. Perilla versammelte alle Einwohner, die sie erreichen konnte ein Stück au?erhalb des Tores zum Dorf. Zellis sprintete auf die kleine Gruppe zu und bahnte sich einen Weg zu der Heilerin. “Perilla, das k?nnen hier doch nicht alle sein!”, rief Zellis über die Kakophonie und legte Torrn ab, der zwar bei Bewusstsein war, aber sich auf dem Boden zusammenrollte und nicht mehr bewegte. “Wo sind alle anderen?” Da Perilla nun direkt vor Zellis stand und kleine Kr?uter kissen verteilte um Blutungen zu stillen, konnte Zellis sie endlich deutlich verstehen, “Viele müssen im Nordteil sein, bei dem anderen Dorfzugang. Dort sind die meisten Farmen und L?den!” Die Verzweiflung war deutlich und trieb einen Nagel durch Zellis’ Herz. Aber sie war einst eine Soldatin gewesen, eine Monsterj?gerin, die ihr Leben für das Volk gab. Ihr Training erlaubte es ihr ruhig genug zu bleiben um die Situation einsch?tzen zu k?nnen.

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  Das Beben hielt nun schon so lange an, dass alle die flüchten konnten bereits auf dem Weg zum Tor waren und einige dort bereits versammelt sein mussten. Jene auf dem Weg waren in direkter Gefahr, wenn sich Geb?ude zwischen ihnen und ihrem Ziel befanden und all jene, die ihre einstürzenden H?user nicht rechtzeitig verlassen konnten, waren entweder tot oder zumindest schwer verletzt. Also würde Zellis sich auf die Einwohner konzentrieren, die noch am Flüchten waren.

  Es war nicht genug Zeit um Perilla alles zu erkl?ren und so drehte Zellis sich wortlos in Richtung Dorf lies sich auf alle viere fallen und mit der gesamten Macht ihres K?rpers katapultiere sich die Drakken mitten in das Chaos der Zerst?rung.

  Sie nutzte ihr Momentum so lange wie m?glich und mit Schwanzschl?gen warf sie sich merhmals aus dem Weg von fallendem Holz und Stein. Sie landete in der N?he des Dorfzentrums und ohne einen Moment zu verlieren ging sie in einen Sprint über. Die lodernden Saphir Flammen in ihren Augen schossen von links nach rechts, auf der Suche nach Einwohnern. Es dauerte nicht lange bis sie eine kleine Familie sah, die ihre vier Kinder hinter sich herrissen. Zellis packte, ohne deutlich langsamer zu werden die Kinder und rief der Mutter zu, “Ich bringe sie hier raus, ich komme für dich gleich wieder” Und so tat sie auch. Auf ihrem Weg hatte sie weitere Flüchtende entdecken k?nnen und begann so viele wie nur m?glich zu retten. Kinder zuerst, dann die Erwachsenen. Einer der Dorfwachen kam ihr nach wenigen Minuten entgegen, zwei bewusstlose M?nner auf der Schulter, er erkannte sofort, was Zellis tat und rief ihr zu, dass das Zentrum so gut wie m?glich evakuiert wurde.

  Zellis antworte nicht, sondern rannte weiter auf die beiden Farmer zu, die sie entdeckt hatte. Ihr fehlte die Konstitution um so lange zu sprinten. Keuchend und mit dem Geschmack von Blut im Mund schnappte sie den Farmer, der bewusstlos auf dem Boden lag und warf ih sich über die Schulter. Den anderen packte sie und schliff ihn mit sich mit. Ihre Muskeln schrien und machten sie immer langsamer. Sie würde absofort auf jeden Fall jeden Tag Ausdauer trainieren!

  Ihre Sicht wurde mit jedem Meter undeutlicher und bald begann sich ein Tunnel zu bilden, der alles verschlang, au?er einen kleinen Kreis direkt vor Zellis. Das Rauschen des Blutes in ihren Ohrl?chern nahm sie mittlerweile nicht mehr war und als sie den Schmerzen in ihren Muskeln taub wurde, verfiel sie in einen tiefen Frieden. Mit den gleichen Bewegungen packte sie automatisch all jene auf, die glücklich genug waren, um auf Zellis zu treffen. Nachdem sie weitere zwei Familien gerettet hatte wurde der Tunnel jedoch so eng, dass es fast unm?glich war noch etwas zu erkennen.

  Sie begann zu stolpern, aber weigerte sich aufzugeben, sie wusste, dass dort noch eine verletzte Waschfrau neben einer der Farmen lag. Sie hatte die blutendende Gestalt bei ihrem letzten Vorbeikommen gesehen. Zellis konnte sich mit den wenigen undeutlichen Farbtropfen vor sich und ihren bisherigen Routen einen Weg bahnen, aber stürzte über einige der zerbrochenen Holzbalken. Aber was war schon ein Erdbeben. Sie hatte eine einen Kampf gegen eine Wyvern überlebt, bei dem unz?hlige ihrer Kameraden und sogar bekannte Abenteurer starben. Die Wyvern hatte sich als uralt herausgestellt und war einem voll ausgewachsenen Drachen ebenbürtig. Da war ein kleines Beben doch nichts im Vergleich.

  Mit Mühe erhob sie sich, sie wusste nicht wann sie gestürzt war, aber sie war sich sicher ganz in der N?he der Waschfrau sein zu müssen. Ger?usche kamen zwar bei ihr an, aber alles klang so unendlich weit weg. Sie zwang sich zur Konzentration und konnte etwas zwischen dem R?hren und Rauschen in ihren Ohren warnehmen. Hier lang.

  Die Stimme wurde lauter, also war sie auf dem richtigen Weg. Zellis fand ihr Ziel, als sie pl?tzlich über etwas weiches stürzte. Sie konnte die Stimme nun besser h?ren, also musste sie richtig sein. Der Tunnel ihres Sichfeldes lie? mittlerweile nur noch einen Stecknadel Kopf an Licht durch, aber das musste reichen. Sie griff blind nach der Frau und konnte h?ren, wie sie ihr Anweisungen gab. Weiter links, rechte Hand niedriger. DA! Mit einem Aufschrei zwang Zellis sich über ihr Limit und hob die W?scherin an. Sie musste sich beim Weg zurück vollst?ndig auf die Anweisungen verlassen und stolperte mehr als nur einmal. Aber als sie von ihrem Rücken h?rte “wir sind drau?en” brach sich in sich zusammen. Sie h?rte unz?hlige Stimmen um sich, aber sie wurden leiser und ferner. Schlie?lich brach die Dunkelheit v?llig über Zellis herein und riss ihr Bewusstsein vollends mit sich.

  Hauptmann Euris sah wie die Drakken wieder in das Chaos stürmte. Das musste, was, ihr achtes oder neuntes Mal gewesen sein. Er selbst hatte sich schon vor einigen Minuten eingestehen müssen, dass er nicht mehr in der Lage nach Vermissten zu suchen und hielt sich nur dank seines Speeres auf den Beinen. Sie musste beeindruckende St?rke haben, denn Euris hatte ihren Zustand gesehen, als sie vor einigen Tagen hier ankam. Aber sie kam nicht zurück. Er wurde immer nerv?ser und machte sich bereits daran mit seinem Speer als Gehilfe nach ihr zu Suchen, als er sie sah. Die Drakken hatte Miranda, eine Freundin seiner Mutter und die beste W?scherin in Clifordly, auf ihrem Rücken und sie taumelte in Richtung Tor. Ihr entgegen humpelnd empfing Euris die Drakken und fing sie im letzten Moment auf, als sie zusammenklappte. Sie blutete aus Schanuze und Nasenl?chern, aber der Rest ihres K?rpers war, zumindest nach au?en hin, gr??tenteils unbeschadet. “HEY! HIERHER!” rief er in Richtung der wenigen Dorfwachen, die noch in der Lage waren aufrecht zu stehen. “Hebt sie hoch und bringt sie an einen sicheren Ort, wartet” Euris riss den dicken Wollumhang von seinen Schultern und faltete ihn, “Hier, nehmt den und legt ihn unter sie!” Seine M?nner machten genau was er sagte und er war selten so Stolz auf seine Jungs gewesen. Er hatte den Befehl Evakuierung und Rettung gegeben und jeder hatte sofort gehandelt. Und jetzt waren die wenigen die noch auf den Beinen waren dabei eine heldenhafte Drakken mit allergr??ter Vorsicht ins Gras zu legen, den Umhang als Kissen unter ihrem Kopf. Solle noch einmal jemand sagen, dass Dorfwachen weniger wert seien, als Stadtwachen. PAH!

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