Sonnenlicht biss sich durch seine verklebten Augenlider. Ein dumpfes, watteartiges Gefühl verlangsamte die Gedanken in seinem Kopf. Scheinbar hatte er ein bisschen viel getrunken. So weit, so normal.
Innerlich st?hnend ?ffnete er die Augen. Innerliches St?hnen hatte er perfektioniert, es war genauso kathartisch wie externes, aber leise. Entsprechend konnte man es in jeder Situation einsetzen. Als er seine Augenlider auseinandergearbeitet hatte, sah er sich um. Das Bett erkannte er nicht. An die Frau, die neben ihm lag und mit leicht ge?ffnetem Mund ruhig atmete, erinnerte er sich. Sie hatte ihm gestern den Arsch gerettet. Vorsichtig setzte er sich auf, dann musste er g?hnen, dass der Kiefer knackte. Wiehie?sienoch ?ffnete ein Auge. Schei?e! Innerlich G?hnen war der n?chste Trick den er sich aneignen sollte.
?Guten Morgen. Wohlgeruht, die Dame?“, fragte er unschuldig. Sie l?chelte verschlafen und r?kelte sich. Ihr Blick wanderte seinen unbekleideten Oberk?rper entlang, seine definierten Arme, blieb dann eher zuf?llig am Wecker h?ngen.
?Schei?e!“
Robert zuckte zusammen. ?Hey, sorry, ich hatte das Gefühl, du h?ttest auch Lust gehabt und so“, verteidigte er sich lahm.
?Was?“ Caro sah ihn an wie ein Alien. ?Was redest du, natürlich hatte ich Bock.“ Elegant rollte sie sich aus dem Bett und begann, Klamotten anzuziehen. ?Ich habe aber auch in drei Minuten Seminar, wenn mein Hintern dann nicht in der Uni sitzt, kann ich das n?chstes Semester nochmal machen.“ Mit diesen Worten zog sie ihre Jeans über die Hüften, beugte sich zum verdattert auf dem Bett sitzenden Robert und gab ihm einen flüchtigen Kuss.
?Die Nacht war sehr sch?n, leider gibt es heute kein Frühstück für dich.“ Sie warf ihm seine Kleider als unf?rmigen Haufen zu.
?Hopp hopp, Abflug, Casanova.“
?H??“
?Na, wenn ich gehe, gehst du auch. Sorry, aber so gut kennen wir uns nicht, dass ich dich alleine in meiner Wohnung lasse.“
Ungelenk begann Robert, seine Kleider anzuziehen w?hrend er immer noch auf dem Bett sa?. Unterdessen h?rte er Wiehie?sienoch in der Küche rumoren und eine Kapsel-Kaffeemaschine laufen.
Sie hatte ihre Haare zu einem erstaunlich ordentlichen Pferdeschwanz gebunden, Jeans, Chucks und T-Shirt an, au?erdem einen Messenger Bag. Sie sah ziemlich gut aus, wie sie Robert ungeduldig anstarrte. Der verstand den Wink mit dem Zaunpfahl, schlüpfte in seine ausgetretenen Vans und folgte ihr aus der Wohnung heraus. Vor der Haustür, die hinter ihnen ins Schloss fiel, gab sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, meinte: ?Wenn du nochmal von gef?hrlichen M?nnern verfolgt wirst, komm gerne wieder vorbei“ und verschwand federnden Schrittes die Seitenstra?e entlang.
Die Morgenluft war unangenehm frisch und belebend. Robert kniff die Augen zusammen, dann versuchte er, sich zu orientieren. Richtig, gef?hrliche M?nner, da war etwas gewesen. Er sah nach links und rechts. Wiehie?sienoch wohnte in einer kleinen Nebenstra?e der Kaiserslauterer Innenstadt. Wenn er zweimal abb?ge, w?re er auf einer der Hauptverkehrsadern, welche die Stadt sowohl von Norden nach Süden, als auch von Osten nach Westen durchschnitten.
Er entschied sich für links und lief los. Nach nicht einmal zehn Schritten trat ein gro?er Mann in schwarzer Lederjacke aus einem Hauseingang, etwa 50 Meter vor ihm. Robert drehte sich um beschleunigte seinen Schritt, nur um abrupt stehen zu bleiben, als in dieser Richtung ebenfalls zwei gro?e, schwarz belederte M?nner aus Hauseing?ngen traten.
Schei?e.
Vor und hinter ihm gab es nur H?user, vereinzelt Innenh?fe, aber die Geb?ude standen Seite an Seite. Er sah nach hinten, wo der einzelne Mann langsam auf ihn zukam. Robert sprintete los, auf die beiden M?nner, die nun vor ihm waren, zu. Diese blieben stehen und brachten sich in Position, mutma?lich, um ihm den Durchgang zu verwehren. Kurz, bevor er sie erreichte, bog er scharf rechts in einen Innenhof ab. Er h?rte es hinter sich fluchen, dann bogen die beiden M?nner ebenfalls in den Innenhof. Sie sahen sich um, dann breitete sich ein fieses Grinsen auf ihren Gesichtern aus.
?Jetzt sitzt du in der Falle, kleiner Hase.“
?,Hase‘? Was ist denn mit dir los?“, fragte der andere seinen Kumpanen.
?Naja, ein Tier eben, das in der Falle sitzt“, druckste der rum. Der andere schüttelte nur den Kopf, w?hrend der dritte Mann ebenfalls den Innenhof betrat. Er war derjenige, der ihn gestern zu Fall gebracht und getreten hatte.
?Was hast du gedacht, dass wir einfach verschwinden und dir das Betrügen durchgehen lassen?“
?Ich habe nicht betrogen, ich hatte Glück“, rief Robert erbost, w?hrend er bis zur Haustür zurückgewichen war. Der Innenhof war menschenleer, die Fenster geschlossen.
?Willst du dich wieder bei anderen Leuten verkriechen? Vergiss es, die Tür hat keine Klinke.“
Robert drehte sich um. Der Mann hatte recht, diese Tür konnte von au?en nur mit einem Schlüssel ge?ffnet werden.
?Also, rück das Geld raus und sag nett Entschuldigung, dann wird es vielleicht nicht so schlimm.“ Der Gesichtsausdruck des Mannes machte Robert keine Hoffnung auf ein glimpfliches Davonkommen. Wenn er nur wieder bei Wiehie?sienoch w?re. Caro! So hie? sie. In ihrer winzigen, aber wirklich gemütlichen Wohnung, mit dem Flur voller Poster. Davor das Treppenhaus, welches aussah wie alle deutschen Treppenh?user, marmorgemusterte Steintreppen, Metallgel?nder und Informationen welcher Müll in wohin geh?rte. Verzweifelt griff er nach dem Türgriff in seinem Rücken - und die Tür ?ffnete sich. Ohne nachzudenken stolperte er hindurch und knallte sie hinter sich zu.
Die Morgenluft war unangenehm frisch und belebend. Er blinzelte in die Sonne, zu seiner rechten sah er den Rücken eines Mannes in schwarzer Lederkluft, der am Eingang zu einem Innenhof stand. Das Fluchen h?rte er bis zu sich herüber. Er sah nach hinten. Die Haustüre von Caros Haus. Rechts seine Verfolger. Und links die Freiheit. So leise er konnte, rannte er los.
?Ich komme immer noch nicht mit der Schei?e von gestern klar“, brummte Mike. Kirk und er sa?en in einem belebten Café in Islamabad und tranken sü?en Pfefferminztee. ?Gott, h?tte ich jetzt gerne ein Bier“, fuhr er brummend fort.
?Wenn wir zuhause sind“, erwiderte Kirk.
Pl?tzlich wurde Mike laut: ?Verdammt nochmal, hast du gesehen, was mit ihm passiert ist? Als h?tte der Türrahmen ihn durchgeschnitten.“ Kirk legte ihm beschw?rend die Hand auf den fleischigen Unterarm. Als Amerikaner fielen sie schon genug auf, da mussten sie nicht auch noch mit R?uberpistolen Aufmerksamkeit erregen.
?Beruhige dich. Im Debriefing erkl?ren die wichtigen Leute dir alles, was du wissen musst. Bis dahin halten wir die K?pfe unten und suchen nach einem anderen Zugang zur Zielgruppe.“
Mike schnaubte und trank von seinem Tee. Das zierliche Henkelglas verschwand in seinen Pranken. Ein Kellner kam und legte ihnen die Rechnung hin. Kirk nickte, dann stand er auf. Er ging Richtung Küche und Toiletten. Kurz bevor er die Nassr?ume erreichte, bog er rechts in ein Lager ab. Dort wartete ein mittelgro?er Mann mit nussbrauner Haut auf ihn. Er trug Sandalen, eine ausgeblichene Leinenhose und ein weites Baumwollhemd. Kirk blickte links und rechts den Flur entlang. Als er sicher war, dass niemand auf ihn wartete oder ihm gefolgt war, betrat er das Lager und zog die Tür hinter sich zu.
?Was ist das schiefgelaufen?“
Der Mann z?gerte. Sein Blick wanderte umher. ?Sie haben Verdacht gesch?pft.“
?Wieso?“
Der Mann wich seinem Blick aus. ?Jemand muss geredet haben.“
?Niemand au?er uns beiden, Mike, Omar und Jawad wusste irgendetwas.“ Jawad war der Name ihrer unglückseligen Zielperson, deren Schicksal Mike noch nicht verwunden hatte.
Der Mann schien unter Kirks Blick zu schrumpfen. Kirk konnte sich denken, wieso. Er hatte den gleichen Gedanken gehabt. Wenn er nicht auf eine jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Mann, dessen Tarnname Thomas lautete, zurückblicken würde, h?tte er ihn wahrscheinlich im Schlaf mit einer Spritze voll Luft get?tet. Ganz verabschiedet hatte er sich von diesem Plan noch nicht. Dock das Thomas hier auftauchte, bedeutete entweder, dass er unschuldig oder v?llig irre war. Kirk hoffte auf ersteres.
?Ich habe nichts verraten, ich schw?re es!“, platzte es aus Thomas heraus. ?Ich wei? nicht, woher sie es wussten. Vielleicht hat Omar sich verraten, hat geplaudert. Oder Jawad, vielleicht war er unvorsichtig.“
Kirk wiegte den Kopf. ?Ja, vielleicht. Wenn du nichts damit zu tun hattest, dann sei in n?chster Zeit vorsichtig. Wir brauchen einen neuen Zugang, aber tu nichts Unüberlegtes.“
?Und wenn ich nicht unschuldig bin?“
Als Erwiderung zog Kirk nur die Augenbraue hoch. Dann verlie? er das Lager, legte ein paar Scheine auf den Tisch, an dem Mike missmutig vor sich hin starrte, und bedeutete ihm, zu gehen.
Roberts ?Chef“ Jonas war selten vor dem Nachmittag erreichbar. Er hatte auch kein Gewerbe im engeren Sinne. Er war eher freier Unternehmer, der durch Import/Export-Geschichten Geld verdiente, Anteile an Nachtclubs und Spielautomaten hielt und insgesamt ganz gut vernetzt war. Dadurch ergaben sich h?ufig lukrative M?glichkeiten.
Sie trafen sich in der Altstadt von Kaiserslautern, wo Jonas sich als erstes einen D?ner besorgte. Seine Augen waren hinter einer gro?en Pilotenbrille versteckt.
?Glückwunsch zum Turniersieg, übrigens.“
Robert stutzte. Er war davon ausgegangen, dass Robert nichts von seinem Hobby wusste. Wobei er, bei genauerem Nachdenken, davon ausgehen musste, dass Jonas über alle halblegalen Aktivit?ten Bescheid wusste.
?Danke.“
?Hab geh?rt, dass man dir das Preisgeld nicht geg?nnt hat.“
?Stimmt, aber kein Problem.“
Jonas musterte ihn kauend durch seine Pilotenbrille. Dann zuckte er die Schultern. ?Wenn du meinst. Pass nur auf, dass du dir nicht zu viele Feinde machst.“
Bevor Robert darüber nachdenken konnte, wie er das meinte, fuhr er fort: ?Ich brauche einen Gefallen von dir. Lohnt sich auch.“
Robert warf ihm einen Seitenblick zu.
?Ein Freund von mir hat mir ein Souvenir mitgebracht. Dummerweise in Holland. Du müsstest für mich nach Venlo fahren und es abholen.“
?Ein Souvenir“, wiederholte Robert.
?Ein Souvenir“, best?tigte Jonas. ?Nicht besonders sperrig, nicht besonders schwer, aber zu pers?nlich, um es mit der Post zu schicken.“
?Und ich soll den Zug nehmen, oder...?“
?Natürlich nicht, hier.“ Jonas fummelte mit einer von D?nersauce verschmierten Hand einen Autoschlüssel aus der Tasche und hielt ihn Robert hin. Mit spitzen Fingern nahm der ihn entgegen, wischte ihn unauff?llig an seiner Jeans ab und steckte ihn ein.
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?Auto steht im Theater-Parkhaus.“
?Alles klar, dann mache ich mich auf den Weg.“
?Robert?“
?Ja?“
?Es ist ein Souvenir von hohem pers?nlichen Wert. Ich w?re sehr betrübt, wenn es verloren ginge.“
Robert nickte. Dann machte er kehrt und ging sein Auto suchen.
Es handelte sich um einen Opel Corsa, der leicht eingestaubt im Parkhaus herumstand. Robert hatte auf jedem Parkdeck den Schlüssel gedrückt, bis er das charakteristische Klicken der Türentriegelung vernommen hatte. Der Parkschein war schon zwei Tage alt, sodass er einen mittleren zweistelligen Betrag in den Automaten fütterte um das Parkhaus verlassen zu k?nnen. Beim Einsteigen drückte der Umschlag mit Preisgeld sich in seine Seite. An und für sich hatte er kein gutes Gefühl, mit 10.000€ in der Tasche durch die Gegend zu fahren. Mit Hinblick auf seinen Lapsus von heute morgen, nicht mit der Geduld seiner Angreifer zu rechnen, hielt er einen Umweg über seine Wohnung ebenfalls nicht für sinnvoll. Pest oder Cholera. Er seufzte. Schei? drauf, was sollte es. Er startete den Wagen, der immerhin vollgetankt war und machte sich auf nach Venlo.
Die Fahrt dauerte etwas mehr als drei Stunden. Mit einem schnelleren Auto, einem BMW etwa, h?tte Robert es mit Sicherheit in zweieinhalb geschafft. Doch der Corsa klang, als würde die Karosserie bei mehr als 130 Kilometern pro Stunde Stück für Stück abfallen. Zwischen K?ln und Aachen hatte er ein wenig mit stockendem Verkehr zu k?mpfen, insgesamt war es aber eine angenehme Fahrt. Das Unangenehmste war, dass das Auto keine Bluetooth-Verbindung zu seinem Handy zulie?, sodass Robert gezwungen war, sich das furchtbare Gedudel aus dem Radio anzuh?ren, unterbrochen von den immer gleichen Nachrichten, die jede Stunde mit professionell ruhiger Stimme vorgetragen wurden. Gefolgt von witzigen Moderatorensprüchen. Herrgott, diese Moderatorensprüche!
Jonas hatte ihm eine Adresse und Uhrzeit geschickt. Die Adresse führte ihn zu einer Siedlung im Osten der Stadt. Die Uhrzeit lie? ihm jedoch noch gut anderthalb Stunden nach seiner Ankunft, sodass er zun?chst einen Imbiss suchte. Nach drei Frikandel mit Apfelmus und Mayonnaise und einer gro?en Portion Pommes ging es ihm besser. Cola schlürfend und Handy scrollend lie? er das fürstliche Mal ausklingen, als drei junge M?nner den Kunststoffverschlag des Kiosks betraten. Der Wirt schien auf einmal mehr zu schwitzen als üblich.
?Du bist bestimmt Jonas Mann, richtig?“, sagte der mittlere der drei M?nner in dem charakteristischen niederl?ndischen Zungenschlag. Als er die Z?hne zu einem L?cheln bleckte, entbl??te er zwei Goldz?hne. Beeindruckend, dafür, dass er h?chstens 25 war. Er streckte Robert die Hand hin.
?Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Maarten.“
?Robert.“
?Jonas hat dich zu uns geschickt, um eine Geschenk abzuholen.“
Einer seiner Kumpanen nahm eine Flasche Fanta aus dem im Gastraum stehenden Kühlschrank, ?ffnete sie um sie in einem Zug zu leeren. Er rülpste vernehmlich. Maarten fuhr fort.
?Es ist in unsere Auto. Steht ein Stück entfernt, entschuldige.“ Er bleckte erneut die Z?hne zu einem L?cheln. Robert nickte.
?Na super. Dann komm mal mit, Robert!“ Maarten legte ihm schwungvoll den Arm um die Schulter und zog ihn aus dem Gastraum.
?Ich muss noch zahlen“, warf Robert ein, doch Maarten winkte ab. ?Wir laden dich natürlich ein.“
Sie führten ihn zwischen Mehrfamilienh?usern aus rotem Backstein hindurch. Es war halb sieben und hatte angefangen, zu d?mmern. Nur vereinzelt waren Leute unterwegs.
?Und, bist du gut durchgekommen?“, erkundigte sich Maarten jovial.
?Ja, schon.“
?Das ist gut. Ist schon eine Strecke, ne?“ Er zog Robert um eine Ecke, gefolgt von einem kurzen Stück über eine Wiese. Dann bogen sie wieder zwischen zwei H?userbl?cken ein. Vor ihnen tauchte ein Parkplatz in einem Innenhof auf.
?Siehst du? Schon da. Kein Problem.“ Maarten klopfte ihm auf den Rücken, dann lie? er ihn los. Er wandte sich zu Robert und breitete die Arme aus, sein zahniges L?cheln l?chelnd. ?Bitte sag ganz liebe Grü?e an Jonas. Mit den besten Wünschen von seinen guten Freunden aus den Niederlanden. Er wei? schon, womit er das verdient hat.“ An einen seiner Kumpane gewand sagte er etwas auf Niederl?ndisch. Der antwortete, ?ffnete den Kofferraum und machte sich darin zu schaffen. Wie aus dem Nichts umschlossen die Pranken des dritten Mannes Roberts Oberarme. Der andere, der sich am Kofferraum zu schaffen gemacht hatte, brachte zwei Axtstiele zum Vorschein. Einen warf er Maarten zu, der ohne Vorwarnung zuschlug.
Debriefings machten nie Spa?. Im besten Fall war alles nach Plan gelaufen, alle Fragen zufriedenstellend beantwortet. Doch selbst dann gaben die Herren und (zugegebenerma?en sehr selten) Damen Offiziere einem das Gefühl, nur haarscharf an einem Milit?rgericht vorbeizuschrammen.
?Gew?hnt man sich da dran?“
Kirk betrachtete seinen hünenhaften Partner.
?Nee.“
Ihre Mission war kein bisschen nach Plan verlaufen. Eine tote Zielpersonen und ein toter Kontakt w?hrend eines Einsatzes, das war bemerkenswert, wie ihnen die Offiziere deutlich zu verstehen gegeben hatten. Die amerikanische Botschaft in Islamabad summte vor Gesch?ftigkeit. Menschen in gesch?ftsm??iger Kleidung marschierten durch die Flure, Mappen, Taschen, Koffer oder Getr?nke tragend. Soldaten standen an den Durchg?ngen und sahen gewichtig aus. Der Raum, in dem sie debrieft worden waren, unterschied sich ?u?erlich kaum von den üblichen Konferenzr?umen, in denen rund um die Uhr Meetings stattfanden. Er war jedoch mit einigen Extras versehen, wie etwa einer Hohlwand mit Vakuum und einem faradayschen K?fig. Die Stimmung war von Anfang an schlecht gewesen, bei ihrem Bericht vom unerwarteten Ableben Jawad, ihrer Zielperson, hatte sich die Raumtemperatur deutlich abgekühlt. Sie waren angewiesen worden, mit niemandem über diese Vorkommnisse zu reden. Dann waren sie weiter mit Fragen durchl?chert worden. Als Schlusswort hatte man ihnen empfohlen, ein paar Tage frei zu nehmen, um anschlie?end einen neuen Weg in die Organisation zu finden.
?Jetzt hilft auch kein Pfefferminztee.“
Kirk nickte nur. Es gab drei Bars in unmittelbarer N?he, die vor allem von Diplomaten und anderen Ausl?ndern frequentiert wurden. Alkoholkonsum war an der Tages- und Nachtordnung.
Manchmal überraschte Robert sich selbst. Beispielsweise hatte er seit drei Jahren keinen Sport mehr gemacht, trotzdem zeichneten sich seine Bauchmuskeln deutlich ab. Au?erdem hatte er sehr gute Reflexe, keine Ahnung, woher. Als der Axtstiel auf ihn zuflog, duckte er sich instinktiv. Da einer der drei M?nner ihn festhielt, wurde der von Roberts ruckartiger Bewegung nach vorne gezogen. Und mit voller Wucht von einem Axtstiel an der Schl?fe getroffen.
?Hoerenkots!“, fluchte Maarten.
Der Mann, der Robert festgehalten hatte, fiel wortlos zu Boden.
?Krijg de tyfus, klootzak!“, fuhr Marten fort.
Robert stolperte, stützte sich mit einer Hand am Boden ab und blickte hoch. Wieder sah er einen Axtstiel auf sich zusausen. Er rollte sich zur Seite weg und kam erstaunlich elegant auf die Beine. Und fing an zu laufen. Hinter sich h?rte er niederl?ndische Flüche und schnelle Schritte. Er rannte aus dem Innenhof, zwischen den Mehrfamilienh?usern hindurch. Er hatte v?llig die Orientierung verloren, selbst in Ruhe und bei Tageslicht h?tte er sein Auto nicht gefunden. Er bog um eine H?userecke, rannte weiter, sprang durch eine Hecke, schlitterte um ein anderes Haus. Die Schritte blieben hinter ihm. Er bog wieder um eine Ecke, kam auf einem Parkplatz heraus, der vollgestellt war mit den Autos der Anwohner. Ohne darüber nachzudenken rutschte Robert zwischen zwei parkende Autos. Auf dem Hosenboden sitzend presste er sich gegen das Hinterrad und hielt den Atem an. Weil sein Herz raste, ging das nur acht Sekunden lang, bevor er glaubte zu ersticken. Er atmete so leise er konnte durch den leicht ge?ffneten Mund und lauschte. Das Stampfen der Schritte war verstummt, er h?rte Flüstern und das zarte Schleifen von Gummisohlen auf Asphalt.
?Robert. Wir haben alle einen vollen Terminkalender. Wenn du rauskommst, wird es nicht so schlimm. Aber wenn wir dich erst suchen müssen, dann glaub mir...“ Maarten lie? den Satz unheilschwanger offen. Robert schielte nach rechts, zur Mitte des Parkplatzes, über die Maarten sich n?herte.
?Jonas h?tte sich nicht in Dinge einmischen sollen, die ihn nichts angehen. Du wei?t, wie das ist. Wenn wir dich nicht aufmischen, denkt jeder dahergelaufene Stra?enk?ter, er kann uns testen. Ist nicht pers?nlich.“
Wie aus dem Nichts stand der andere Mann links von ihm. Er hatte sich über den Grünstreifen geschlichen.
?Hier!“
Das verstand Robert auch ohne W?rterbuch. Er sprang hoch und rannte los, doch Maarten versperrte ihm den Weg. Panisch sprang er auf den Reifen und wollte auf das Dach des Autos klettern, doch eine Hand packte ihn am Hosenbund und riss ihn zurück. Er knallte zuerst gegen ein Auto und dann auf den Boden. Ihm blieb die Luft weg. Zweimal in zwei Tagen, das war sogar für seine Verh?ltnisse viel. Ein Stiefel traf ihn. Er krümmte sich zusammen. Einer Eingebung folgend rollte er sich zur Seite. Wenn er die Arme eng an die Brust drückte, passte er gerade so unter das Auto. Er dankte Gott für den furchtbaren Trend zu SUVs und rollte weiter. Maarten und der andere kamen von beiden Seiten um das Auto gestürmt. Robert wuchtete sich hoch und rannte los. In einem der Wohnh?user ging die Tür auf. So schnell er konnte, sprintete er darauf zu, dicht gefolgt von den zwei M?nnern. Die Frau, welche das Haus gerade verlassen hatte, sprang schreiend zur Seite. Mit einem vernehmlichen Klick fiel die Tür ins Schloss.
Robert h?tte fast angefangen, zu weinen. So kurz davor. Verzweifelt riss er an der Türklinke. Zu seiner überraschung ging die Tür auf. Er sprang hindurch und versuchte, sie hinter sich zuzuziehen.
Die Abendluft war unangenehm frisch und belebend. Er stolperte in eine Gruppe angetrunkener Amerikaner, die ihn aufforderten, ein bisschen aufzupassen und dabei verdattert die Tür anstarrten, aus der Robert soeben gestolpert war. Langsam setzte die Erkenntnis ein. Hier war er heute Morgen erst herausgekommen, nachdem er gestern Abend Einlass und Unterschlupf gefunden hatte. Er tastete sich den Kopf ab. Er bemerkte Blut und ein paar schmerzende Beulen. Hatte er eine Gehirnerschütterung? Was war hier los?
Einer der Amerikaner nahm ihn sanft am Arm und fragte, was los sei. Robert wiegelte ihn ab, er sei gestürzt, alles gut und ging die Stra?e runter. In Ermangelung einer Alternative lief er in Richtung seiner Wohnung. Pl?tzlich ?ffnete sich die Hintertür eines Autos, das am Stra?enrand geparkt hatte. Robert h?tte geschworen, dass das Auto leer gewesen war. Eine Person von kleiner Statur mit Glatze und unscheinbar braunen, leicht sackartigen Klamotten stieg aus.
?Du musst echt damit aufh?ren, wei?t du.“