home

search

Kapitel I: Erwachen

  Ein metallenes H?mmern weckte ihn aus seinem Schlaf. Mit blinzelnden Augen erinnerte er sich, wo er war. Er drückte einen Knopf an der Innenseite. Die PFC-Flüssigkeit wurde langsam aus der Kapsel gesaugt. Die Glastür fiel auf und er konnte zum ersten Mal wieder richtig Luft atmen, auch wenn diese nach Metall und Desinfektionsmittel roch. Wie lange hatte er wohl geschlafen? Er begutachtete seinen nackten K?rper. Die Wunden waren weg, nur die schlimmsten von ihnen hatten überhaupt Narben hinterlassen. Zufrieden atmete er gelassen aus. Wenn er ehrlich zu sich war, hatte er nicht erwartet, überhaupt noch einmal aufzuwachen. Er hatte wirklich übel ausgesehen, als sie ihn zu dritt hektisch in den Transporter verladen hatten. Der Sanit?ter hatte gute Arbeit geleistet. Er würde ihm natürlich pers?nlich danken, doch er vermutete schon, dass er es - im Gegensatz zu ihm - nicht lebendig heraus geschafft hat. Er schaute sich weiter um. Er befand sich wahrscheinlich auf dem zweiten Deck der Eisernen Zorn im Pod-Bereich der Medizinstation. Die anderen Kapseln waren alle leer. Dies k?nnte sowohl ein gutes als auch ein schlechtes Zeichen sein. Er ging weiter den Gang entlang. Das sterile silber-grau der W?nde irritierte seine Sicht nach so langer Zeit von ewiger Dunkelheit. Am Ende des Korridors sah er einen Raum. “Patienten-Spinde”, stand auf einem Schild darüber. Er trat ein. Die Metallk?stchen waren alle nummeriert und mit Namen versehen. Er suchte bis er seinen fand. Sergeant Rhiv Mordo - Er gab einen Code ein und der Spind ?ffnete sich. Er war ein bisschen verwundert, dass er sich tats?chlich noch an die Zahlenkombination erinnern konnte. Rhiv zog sich schnell seine Uniform an. Er schnitt sich fast an einem seiner sternf?rmigen Abzeichen. Nachdem er nicht viel mehr in dem Spind vorfand, vermutete er, dass sich der gr??te Teil seiner Sachen in seinem Quartier befand. Rhiv lie? die Medizinstation hinter sich und ging in Richtung Aufzug. Auch wenn er jetzt liebend gerne einfach in sein Zimmer gegangen und sich dort weiter ausgeruht h?tte, wusste er, dass die Pflicht ruft. “Wir sind immer hin im Krieg.”, mahnte er sich selbst. Der Aufzug gab ein unsch?nes Ger?usch von sich, w?hrend er sich auf den Weg zum oberen Kommandodeck machte. Als die Türen sich wieder ?ffneten, war die Umgebung wie ausgewechselt. Es war immer noch dasselbe industrielle, simple Design, doch es wimmelte nur so von Menschen. Rhiv konnte es kaum glauben, dass dies noch dasselbe Schiff war. Er hatte bisher nur auf kleineren Kreuzern oder Fregatten gedient. Die Eisernen Zorn war im Vergleich dazu eine fliegende Stadt. Mehrere Kilometer in L?nge und bewaffnet bis an die Z?hne. Dieses Schiff war wirklich eines, mit dem man angeben konnte. Sollte er jemals wieder zur Offiziersakademie auf Dahanides kommen, würde er sicher damit vor den anderen prallen. Gleichzeitig wusste er aber auch nicht so viel über dieses Schiff. Er war immerhin Bodentruppen-Offizier und kein Teil der Marine. Rhiv schl?ngelte sich durch die Menschenmassen. Viele von ihnen trugen die gr?ulichen Uniformen des Logisticums. Er bemitleidete den führenden Admiral. Er wusste selbst wie nervig die Arbeiter des Logisticums sein konnten. Dennoch waren sie überlebensnotwendig für jeden Feldzug. Sie waren echte Meister, wenn es darum ging, Sachen zu sortieren und zu kategorisieren. Manche von ihnen nahmen sich das Organisieren so sehr zu Herzen, dass sie sich Implantate ins Gehirn einsetzen lie?en, um ihre Erinnerungenkapazit?t zu erh?hen. Rhiv ging vorbei an gro?en Lagerregalen mit beschrifteten Kisten, bis er endlich vor seinem Ziel stand. Eine massive, breite Stahltür mit der Aufschrift “Kommandodeck-01” in roten Buchstaben. Er scannte seine Offiziers Karte an einem Ger?t in der Nische neben der Tür. Mit einem zischenden Ger?usch schoben sich die verhakten Stahlplatten auseinander. Er wartete gar nicht erst, bis sie vollkommen offen waren. Nerv?s zwang er sich durch den Spalt. Als er sich im Kommandodeck befand, blieb ihm kurz die Spucke weg. So viele Bildschirme, Ger?te und Marineoffiziere, die gemeinsam mit Navigatoren das Schiff steuerten. Die zwei bewaffneten Soldaten am Eingang salutierten ihm. Einer von ihnen war ein dekorierter Veteran. Sein grauer, gut gepflegter Schnurrbart schien ihm wichtiger als seine Medaillen. Rhiv nickte ihm aus Respekt zu. Als er gerade dabei war, den führenden Admiral ausfindig zu machen, rief ihn jemand: “Sergeant Mordo!” Ein in blauer Uniform gekleideter Mann ging auf ihn zu. “Was für eine Freude euch endlich frisch und munter wiederzusehen." Rhiv konnte seinen Augen kaum glauben, als er bemerkte, wer vor ihm stand. Es war Captain Elias Castinus, Schrecken von Namomia, Admiral der 2. Flotte des Kerns und über allem ein alter Freund von Rhiv. “Castinus, seit wann befehligst du solche gro?en Schiffe?”, fragte Rhiv erstaunt. “Seit der Niederlage bei Neuphus sitzt Captain Thane auf Terra fest. Das Kommandodeck seines Schiffs wurde direkt getroffen, nachdem die Schilde ausfielen. Er kann von Glück sprechen, dass er überhaupt noch lebt.” Rhiv nickte respektvoll. Er wollte gerade etwas sagen, als Castinus ihn unterbrach: “Aber es ist genau der richtige Zeitpunkt für dein Wiedererwachen. Ich habe n?mlich eine kleine Aufgabe für dich. K?nntest du runter gehen in die Gem?cher des Lord Commanders und ihm mitteilen, dass wir bald am Ziel ankommen. Hier ist noch ein Bericht mit allen Details.” Er reichte Rhiv ein Datenpad. Er konnte gar nicht antworten, da war Castinus auch schon wieder in seine Arbeit vertieft. Er fühlte sich ein wenig leer. Doch ohne irgendwelche anderen Anweisungen machte er sich auf den Weg. Unterwegs kam ihm der Gedanke, warum er, ein Sergeant, die Aufgabe eines Laufburschen machen musste. Um sich von seinem Frust abzulenken, warf er einen Blick auf den Bericht am Datenpad. “Damit ich nicht wie ein vollkommener Depp vor ihm stehe.", dachte sich Rhiv. Als er sich in die Notizen vertiefte, begann er nachdenklich und interessiert zu murmeln. Sie waren offenbar auf dem Weg zu einem vermeintlichen Aufstand. Die Garnison auf Crolla hatte - laut des Berichts - schon vor ungef?hr einem Monat Unterstützung angefordert. Doch in klassischer imperialer Art wurde dies erstmal ignoriert. Nun hatte man seit einer Woche schon keinen Kontakt mehr mit der Truppe und man fürchtet, dass die Rebellen den Au?enposten überrannt haben. In diesem Moment war Rhiv froh, dass er bis jetzt immer auf Schiffen stationiert war und nicht auf irgendwelchen verwahrlosten Au?enposten am Rand des Kerns. Seine Gedanken verlie?en ihn, als sein Blick sich der wundersch?nen Wandverzierung widmete. Er befand sich nun auf dem ersten Unterdeck. Der Bereich war eigentlich tabu für jeden, der nicht Teil des Ordo Custodum oder des Ordo Reliciam ist. Doch in Rhivs Fall musste er nichts fürchten, da er unter direktem Befehl des Admirals handelte. Er sah von Hand gemei?elte Stein Reliefs. Die Decke war mit gigantischen Gem?lden von glorreichen Schlachten geschmückt. Er fragte sich, wie lange es brauchte, so etwas zu malen. Jahre? Jahrzehnte? Nein, wahrscheinlich sogar ein ganzes Leben. Er wusste, dass niemand so hingebungsvoll war wie die Mitglieder des Ordo Reliciam, aber erst in diesem Moment verstand er in welchem Ausma?. Eigentlich hat er sie immer für Unn?tig empfunden. Er hielt sie lange Zeit für einen Orden nur für religi?se Zwecke. Er sp?ter - w?hrend seiner Milit?rausbildung - lernte er, dass sie sich auch um alte Reliquien, so wie die Geschichtsschreibung, kümmerten. Die Kunst jeglicher Art war offenbar ihre Entspannungsmethode. Als er über wei?en Marmorboden spazierte, pilgerte ihm eine Gruppe von M?nnern entgegen. Sie waren in lange wei?e Roben gehüllt. In ihren H?nden hielten sie Rosenkr?nze und an Ketten h?ngende Kugeln, aus denen duftender Rauch str?mte. Sie sangen mit leisen tiefen Stimmen. Rhiv beeilte sich an ihnen vorbei, ohne dabei respektlos zu wirken. Er ging weiter, nun im Bereich des Ordo Custodum. Doch auch hier h?rten die bewundernswerten Fresken nicht auf. Er schlich durch eine Reihe von Gew?lben und B?gen - die riesigen Korridore lie?en ihn winzig wirken. Er folgte einfach dem Navigationssystem des Datenpads. Schlie?lich fand er sich vor einer breiten Treppe, die zu einem prunkvollen dunklen Holztor führte. Dafür standen zwei Custodes und hielten Wache. In ihren makellosen Kampfrüstungen standen sie still da wie Statuen. Sie h?tten genauso gut tot sein k?nnen - er h?tte keinen Unterschied bemerkt. Sie sprachen nichts, sie rührten sich nicht. Erst als er einem der beiden seine Offiziers Karte zeigte und seinen Auftrag nannte, nickte ihm einer der zwei zu. Der Custos ?ffnete das schwere Tor für Rhiv und lie? ihn eintreten. Jeder einzelne seiner Schritte hallte wieder in dem gigantischen Thronsaal. Von Hand angefertigte Mosaike, die sich über hunderte Meter erstrecken, waren im Boden zu finden. Vier gebirgsgro?e Marmors?ulen die mit gold verziert waren stützen die Decke, welche erstaunlicher Wei?e nur ein neutrales, aber doch nobles wei? trug. In der Mitte von allem ein silberner Thron, gekleidet mit schwarzen Samt-Tüchern. Rote Rubine sahen einen wie bedrohliche Augen an. Nachdem Rhiv wieder zu sich kam, erinnerte er sich an seinen Auftrag. Er blickte hastig herum, doch er konnte den Lord Commander nirgendwo entdecken. Er wollte gerade umkehren als er Gel?chter aus der Richtung der Schlafgemachs h?rte. Ohne zu z?gern rannte er zur Tür. Sobald er sie erreicht hatte, begann er auch schon sie zu ?ffnen. Seinen Fehler nicht zu klopfen bereute er sofort.

  If you come across this story on Amazon, be aware that it has been stolen from Royal Road. Please report it.

Recommended Popular Novels