Durch meine Augenlieder schien ein unregelm??ig heller und dunkel werdendes Licht, w?hrend ich langsam aus meinem Schlaf erwachte. Ich ?ffnete langsam meine Augen und richtete mich auf. Mein Blick wanderte durch den Raum des Gasthauses und ich erinnerte mich, dass Leo für diese Nacht zu Igor aufs Zimmer ging, um sich noch mit ihm zu unterhalten, da ich ziemlich ausgelaugt von dem vorherigen Tag war. Ich richtete mich langsam auf und rechnete schon damit, wieder der letzte und sein. Doch als ich aus dem Fenster raus sah, bemerkte ich, dass es noch früher morgen war.
“Guten Morgen Elisa,“ g?hnte ich noch etwas müde.
“Ne, das kann ich jetzt nicht glauben! Du bist schon so früh auf den Beinen? Wie ist denn das passiert?”, entgegnete mir die gerade aus dem Nichts auftauchende, gro?e und feine Frau. Ich schaute in ihre rosafarbenen Augen und antwortete ihr leicht lachend:
“Ich habe auch keine Ahnung wie das passiert ist. Aber wenn ich doch noch ein bisschen Zeit habe, bis die anderen wach sind, sollte ich die Zeit doch genie?en und mich noch ein bisschen vorbereiten.”
Elisa nickte und ich schaute sie nochmal etwas genauer an.
“Was starrst du denn so?!”, kreischte sie auf einmal. Ich wandte meinen Blick nicht von ihr oder besser gesagt von ihrer Kleidung ab und erwiderte dann:
“Ich hatte mich nur gefragt, ob du überhaupt schl?fst, wenn du schon so etwas anhast.”
Ich hatte n?mlich bemerkt, dass Elisa ein fliederfarbenes Schlafgewand anhatte und eine Schlafmaske über ihrem Haar gezogen war.
“Natürlich schlafe ich! Ok...vielleicht auch nur so halb, aber ich ruhe zumindest und da ist sowas schon ganz praktisch. Jetzt h?r aber endlich auf, mich so anzuschauen! Immerhin bist du noch ein junger Mann, da kann man nie vorsichtig genug sein!”, antwortete sie mir energisch. Ich l?chelte und ging zu der dunklen Holztruhe, die metallene R?nder und leicht quietschende Scharniere hatte und auf der rechten Seite des Raumes stand, bevor ich dann mit einem Mal stark übertrieben sagte, um sie etwas zu ?rgern:
“Dann darfst du aber auch nicht zuschauen, wenn ich mich umziehe!”
Elisa, die dort auf dem aus Brettern bestehenden Boden stand, verschr?nkte die Arme und versuchte sich zu rechtfertigen:
“Also, an sich ist das ja nochmal eine ganz andere Sache! Immerhin habe ich das schon gesehen, als du mich noch nicht bemerkt...”
Mit einem Mal rutschte ihr die Schlafmaske ins Gesicht und sie brach mitten im Satz ab. Ich fing an zu lachen und beruhigte sie:
“Keine Sorge, ich meinte es ja auch nicht ernst. Du darfst ja nicht vergessen, dass wir voraussichtlich den Rest unseres Lebens zusammen hocken werden, also ist mir das eigentlich sogar egal.”
Sie schob die Maske etwas nach oben und schaute drunter her zu mir. In diesem Moment fand ich, dass sie doch nicht nur ihre ernste und auch neckende Seite hatte, sondern auch eine sanfte und leicht kindliche Seite. In ihren Augen schimmerte es und sie sagte dann leise und auch etwas vorsichtig:
“Na dann bin ich ja froh. Ich dachte schon, dass du sauer auf mich bist.”
Ich schüttelte den Kopf und ging dann zu ihr. Aus Reflex wollte ich sie in den Arm nehmen, doch mein Arm glitt durch sie durch.
Ich erschrak, als die Berührung vollkommen ausblieb.
?Tut mir leid, das hatte ich voll vergessen“, sagte ich etwas bedrückt. Nun war sie die, die mich mit einem L?cheln beruhigte:
?Alles gut, passiert ja mal.“
Ich nickte langsam und ging dann wieder etwas von ihr weg. Doch sie machte einen unerwarteten Vorschlag:
?Wie w?re es, wenn ich dir etwas wirklich Interessantes aus der Magie beibringe. Das sollte dich auf jeden Fall auf andere Gedanken bringen.“
Ich schaute zu ihr auf und sah, dass sie sich auf mein Bett gesetzt hatte. Doch ihr Vorschlag gefiel mir und das betrübte Gefühl verschwand zu Teilen.
?Ja gerne! Was ist es denn?“, entgegnete ich ihr deshalb. Elisa überschlug ihre Beine und schien wieder an Fassung dazu gewonnen zu haben, da sie fast wieder in ihrem üblichen Ton war, als sie sagte:
?Ich bringe dir bei, wie du Zauber personalisierst und nach deinem Willen ver?nderst.“
Ich wurde aufmerksam und wollte mit einem Mal mehr über dieses Thema herausfinden.
?Wie dir sicher schon aufgefallen ist, sieht der Zauber Cryomara, der in dem Buch vom Zwergenmagier als Eislanze beschrieben wurde, bei dir viel mehr wie ein Pfeil aus, oder?“
Ich dachte kurz nach und brachte das Bild des Zaubers vor meine Augen, wobei ich einen dünnen und doch stabilen, wundersch?nen und doch messerscharfen Pfeil aus blau schimmerndem Eis vor mir sah.
?Ja, du hast recht. Obwohl Gemini die Gestalt des Zaubers ganz anders beschrieben hatte, sah er bei mir so aus wie er aussah.“
W?hrend Elisa ihre Beinposition ?nderte, um nun das andere Bein oben liegen zu haben, drehte ich mich kurz weg, um mir ein dunkelgraues Hemd überzuziehen.
?Genau das ist der Punkt“, meinte Elisa nun.
?Denn das ist n?mlich das Konzept, das Zauber in der Hand jedes einzelnen Magiers eine andere und eigene Form annehmen. Sie m?gen sich zwar ?hneln und die selbe Funktion haben, aber sie werden nie gleich sein.“
Ich drehte mich zu ihr, fuhr mir mit einer Hand durch die Haare und fragte sie schlie?lich: ?Ich verstehe. Aber worauf willst du hinaus, beziehungsweise, warum erkl?rst du mir das jetzt?“
Sie grinste verschmitzt, als h?tte sie genau vorhergesehen, dass ich diese Frage stelle, was beim genaueren überlegen, tats?chlich der Fall sein k?nnte.
?Ich wusste ganz genau, dass du das fragst. Ich habe dir dieses Konzept aus zwei Gründen n?her gebracht. Als erstes habe ich es dir erkl?rt, damit du darauf vorbereitet bist, falls du irgendwann einmal gegen einen anderen Magier k?mpfen solltest, damit du dich dann nicht wunderst, warum eure Zauber so verschieden sind. Der zweite Grund ist jedoch viel wichtiger: Mir ist n?mlich w?hrend meiner Ruhephase eine interessante Idee gekommen. Mit dem von mir erkl?rten Konzept bis du n?mlich in der Lage, aus Zaubern, die du bereits kennst, andere Zauber zu machen. Und genau das k?nnen wir sogar sofort ausprobieren.“
Ich staunte über das von ihr gerade Gesagte und es schien mir, als w?re mir ein neuer Horizont ge?ffnet worden. Doch dann hielt ich inne.
?Was meinst du mit ?Wir k?nnen es sofort ausprobieren‘ ?“, hakte ich etwas nach.
?Erinnerst du dich noch an die Zauber, die du gelernt hast, um deinen Stab zu verstauen? Was w?re, wenn du versuchst, daraus einen Zauber zu machen, der als eine Art Tasche fungiert. Wie w?re das?“
In meinem Kopf bildeten sich bei dem Vorschlag unz?hlige Ideen, was man nicht nur mit diesem Zauber, sondern vor allem, was man alles mit diesem Konzept machen k?nnte. Tausende Bilder rauschten hin und her, doch leider war es mir noch nicht m?glich einen dieser neuartigen Zauber zu greifen. Denn etwas ganz bestimmtes stellte sich mir in den Weg.
“Eine Frage h?tte ich aber. Wie soll ich diese Zauber denn überhaupt wirken? Eigentlich brauche ich ja immer den Namen des Zaubers und eine Beschreibung von ihm, um ihn zu benutzen, das wei? ich ja. Die Beschreibung an sich ben?tige ich ja gar nicht, da sie aus meiner Vorstellungskraft entspringt. Aber was ist mit der magischen Formel?”
Elisa neigte ihren Kopf zur Seite und schaute mich leicht verst?ndnislos mit ihren leicht leuchtenden, rosanen Augen an, die einen gewissen Schein der Tiefsinnigkeit hatten.
?Na, ist dir das noch nicht in den Kopf gekommen?“, fragte sie mich. Ich schüttelte den Kopf. Sie schloss daraufhin ihre Augen und atmete durch.
?Schau mal. Ich bin eine Magierin, die so alt ist, dass ich dieses kleine D?rfchen namens Halewood nicht kannte, obwohl ich früher ziemlich h?ufig durch diese Ebenen gewandert ist, und du denkst tats?chlich nicht drüber nach, dass ich, dadurch dass ich an dich gebunden bin, dir nicht auch dabei helfen k?nnte?“
In meinem Kopf stockte es. Doch nach einiger Zeit spürte ich, wie sich meine Gedanken in Bewegung setzten. Und mit einem Mal machte es dann endlich Klick und ich sagte stolz und voller neuer Erkenntnis:
?Ich habs! Vielleicht kannst du mir ja dabei helfen die W?rter für die Zauber zu bilden!“
Erleichtert atmete Elisa auf und sackte leicht zusammen.
?Siehst du? Ich wusste doch, dass du selbst schon früh morgens so etwas verstehst.“
Ich l?chelte leicht verlegen, doch dann sagte sie etwas, was mich anstachelte, dass gerade gelernte umzusetzen:
?Was w?re, wenn ich dir noch einige andere Zauber beibringe, wenn du es schaffst, jetzt an diesem Morgen, den Taschen-Zauber fertig zustellen?“
Ich sprang sofort darauf an und nickte:
?Dann fangen wir mal an.“
Wie Elisa zuerst beschrieben hatte, versuchte ich mir ein Bild von dem Zauber zu machen, der mir im Kopf herumschwirrte.
?Varyn“, murmelte ich und drehte meine Hand nach links, um meinen Stab zu beschw?ren. Ich spürte ein Kribbeln in den Fingern und griff das helle und feste Holz des Griffes. Angesichts der Tatsache, dass mir die Aufgabe gestellt wurde, eine Art Tasche zu erschaffen, baute ich mir Stück für Stück die Worte in der mir bekannten Sprache zusammen, um sie im Nachhinein von Elisa übersetzen zu lassen. Schlie?lich kam ich auf die Worte ?Tasche ?ffnen“ sowie ?Tasche schlie?en“, um die Bedeutung des Zaubers widerzuspiegeln. Daraufhin begann jedoch der etwas schwierigere Teil:
Welche Art der Bewegung sollte ich machen, um den Zauber zu nutzen?
Mit einem hoffnungsvollen Blick schaute ich zu Elisa, doch sie schüttelte mit dem Kopf und sagte:
?Tut mir leid Kleiner, aber das w?re dann ja wirklich zu einfach. Das musst du dir schon Selber ausdenken.“
Ich lie? den Kopf sinken.
?Kannst du mir wenigstens sagen, was Tasche ?ffnen und Tasche schlie?en in dieser Sprache bedeutet?“, fragte ich sie mit neuer Hoffnung.
?Natürlich. Die Sprache nennt sich übrigens Eldaraic. Sie ist uralt und wurde schon sehr lange in diesem Land genutzt. Ach und die W?rter, die du suchst, würden übersetzt Vhalteria onel zum ?ffnen und Vhalteria fertus zum Schlie?en bedeuten. Das sollte dir auf jeden Fall schon einmal helfen.“
Ich war überrascht wie schnell sie mir antworten konnte. Ich war mir in dem Moment sicher, dass sie eindeutig vertraut mit dieser Sprache war und sie auch h?ufig genutzt hatte. Und doch fragte ich mich, warum sie diese Kenntnisse in diesem Ma?e gebraucht hatte. Ich fragte mich das erste Mal, seitdem ich sie kennengelernt hatte, wer sie früher blo? war.
Wer wei?, vielleicht werde ich es irgendwann erfahren, jedoch gibt es gerade wichtigere Dinge: Der Zauber. Ich muss es schaffen, so einen Zauber zu kreieren!
So versuchte ich unz?hlige Gesten, bei denen ich immer wieder die Formel zum ?ffnen des Beh?lters aufsagte. Ich tippte mit der Spitze in die Luft, zeichnete einen Kreis vor mich und testete es mit einem Sto? auf den Boden. Doch das Geringste, was ich dabei gefühlt hatte, war wie das Mana zwar versuchte durch meinen Arm zu flie?en, jedoch fast direkt wieder stoppte, als würde irgendeine Art von Damm den noch zu schwachen Fluss der magischen Energie stoppen. Aber dann…
Ist es das? Ist das die Bewegung die ich gesucht habe?, dachte ich mit schneller schlagendem Herzen. Ich holte also tief Luft, fokussierte meine gesamte Konzentration auf die bevorstehende Aktion und…
?Vhalteria…“, baute ich den Zauber auf, w?hrend ich mit dem Stab in die Luft neben mich stach und dann sagte:
?Onel!“
Durch meinen Arm floss das warme Mana. Es fühlte sich an, als würden sich meine Blutgef??e weiten, als würde sich die Blockade ?ffnen. Mit meinem rechten Arm zog ich den Stab zurück und wurde aufgeregt, denn ich spürte einen gewissen Widerstand. Ich zog also kr?ftiger und dann passierte etwas fast Unbeschreibliches: Die Materie um die Spitze meines Stabes w?lbte sich nach au?en und wurde scheinbar mit ihm mitgezogen. Auf einmal riss jedoch die Luft auf und lie? meinen Stab frei. Vor mir schwebte nun eine Art Loch, führend in eine andere Realit?t. Es waberte und gab ein extrem dumpfes, fast vibrierendes Ger?usch von sich. Aufgeregt schaute ich zu Elisa.
?Elisa! Ist es das? Ist das der Zauber, den ich erschaffen sollte?“
Elisa l?chelte, schaute mich an und sagte:
?Auch wenn ich den Zauber nicht kenne, habe ich da ein wirklich gutes Gefühl dabei. Versuch doch mal, etwas darin zu verstauen und es dann wieder rauszunehmen.“
Sie stand auf und ging zu mir, w?hrend ich zu erkennen gab, dass ich verstanden hatte, was sie meinte.
Doch was k?nnte ich blo? darein werfen?, fragte ich mich in Gedanken. Ich hatte erneut vergessen, dass Elisa mich auch so h?ren konnte.
?Keine Ahnung. Es sollte aber auf jeden Fall nichts sein, was zu wertvoll ist. Wir wissen ja noch nicht, ob das nun wirklich eine Tasche oder doch nur etwas zur Entsorgung von Abfall ist“, sagte sie mit einem Lachen. Ich dachte kurz nach, doch dann fiel mir etwas ein, dass ich die n?chste Zeit nicht so sehr in Ma?en gebrauchen sollte. Ich legte meinen Stab durch Syrren ab und drehte mich um. Aus meiner Tasche, die noch auf der Truhe lag, holte ich meinen Geldbeutel heraus und ?ffnete ihn. Im Inneren des kleinen S?ckchens tastete ich nun nach dem Objekt. Ich suchte nach etwas feinem, etwas metallenen. Doch dann fand ich es und zog es heraus. In meiner Hand hielt ich nun eine Münze von zuhause. Ihre feine Pr?gung auf dem silbernen Grund zeigte die Umrisse des K?nigreichs Argentas, w?hrend die Rückseite das k?nigliche Wappen trug, das aus einer Rose bestand, die von einem feinen Rapier mit elegant verziertem Griff durchstochen wurde. Ich fuhr mit meinem Daumen über die leichten Erhebungen des Metalls, bevor ich sie dann fest in meine Hand nahm.
?Bist du bereit?“, fragte Elisa mich. Ich nickt ihr zu und ging einen Schritt zu dem Loch. Und so stand ich also davor, vor diesem bizarr in der Luft schwebendem Riss. Als ich durch ihn durch schaute sah ich Farben, die mir scheinbar noch nie begegnet waren, nein, die es in unserer Welt gar nicht gab. Einige Fetzen unserer Realit?t schwebten noch vor mir und gaben dem Loch eine unregelm??ige Form, um die meine Sicht verschwamm. Ich streckte ihm meine Hand entgegen, zuckte jedoch kurz davor wieder etwas zurück. Voller Respekt n?herte ich mich noch einmal an und durchbrach die Trennwand der beiden Welten. Eine Art Zischen ert?nte. Ich spürte ein Kribbeln an meinem Arm, was ich an dem magischen Raum vermutete. Nach kurzer Zeit ?ffnete ich dann meine Hand und die Münze trudelte hinunter. Ich zog den Arm wieder heraus und sah ihr nach, um darauf zu warten, dass sie landete. Aber sie fiel immer weiter, immer weiter in ein unendliches Loch ohne Boden. Etwas planlos drehte ich mich zu Elisa um und meinte:
?Und was jetzt?“
?Na, was wohl? Versuch sie zurück zu holen“, entgegnete sie mit einem Lachen. Als ich sie weiterhin ausdruckslos anschaute, schlug sie dann vor:
?Wie w?re es, wenn du an sie denkst, sie dir vorstellst oder so. Vielleicht k?nnte das helfen.“
?Ja, das ist einen Versuch wert.“
Ich drehte mich um und griff wieder in das Loch. Doch dann hatte ich das Gefühl, etwas auszuprobieren, eine Idee gefunden durch den Instinkt: Ich ?ffnete die Hand nach oben, und schloss meine Augen. Langsam aber sicher spürte ich, wie sich etwas um meine Fingerkuppen wickelte, wie etwas fest gebunden wurde, w?hrend ich an die Münze dachte, bis ich dann spürte wie ich…
Ich spürte eine Schwerelosigkeit. Es war still, vollkommen. Jegliche Ger?usche wie das vibrieren des Risses oder die Ger?usche der Natur, die bis grade von meinem Fenster her noch meine Ohren umspielten, waren verschwunden. Als ich meine Augen auftat, fand ich mich jedoch nicht in meinem Zimmer wieder, sondern in einem Gemenge von tausenden und abertausenden Farben. Und doch sah ich vor mir etwas sehr vertrautes: die von mir ins Loch geworfene Münze. Sie flog oder eher schwebte dort vor mir. Ich schaute mich um.
Soll ich sie nehmen?, dachte ich mir und schaute in die verwirrende Farbenvielfalt, in der ich mich befand.
Doch, ich glaube, dass sollte ich. Das war ja immerhin mein Ziel, entschied ich mich schlie?lich. Ich streckte meinen Arm aus, immer weiter streckte ich ihn, bis dann meine Hand sich dann schlie?lich um die Münze schloss. In dem Moment der Berührung spürte ich einen Sog, der mich mit einer gewaltiger Kraft nach hinten zog. Es wurde innerhalb eines Augenblickes duster, bis ich erneut die Augen ?ffnete. Etwas verwirrt schaute ich mich um. Schnell erkannte Ich, dass ich im Zimmer stand und die Münze von zuhause in der Hand hielt. Ich schaute zur Seite, von wo Elisa mich v?llig nerv?s ansprach.
?Varis! Geht es dir gut?“, fragte sie mich mit raschen Worten.
?Ja..klar“, antwortete ich stockend. Ich fühlte mich stark überrumpelt und hakte deshalb etwas nach:
?Warum bist du denn aber so aufgeregt?“
?Wie, du erinnerst dich nicht?“, fragte sie nun noch besorgter.
Ich schüttelte den Kopf und antwortete ihr:
?Ich erinnere mich nur daran, was ich gesehen habe. Anscheinend war ich im Inneren des Loches oder zumindest ein Teil von mir.“
?Dann wirst du mir nicht glauben, was hier passiert ist! Ab dem Punkt, wo du deine Augen geschlossen hattest, konnte ich meinen überhaupt nicht mehr trauen! Mit einem mal sind seltsame, mir v?llig unbekannte, blau leuchtende F?den über deiner Hand erschienen und haben sich an deiner Finger gebunden. Sie waren dünn, fein und auf keinem Fall aus irgendeinem Stoff. Viel mehr sahen sie so aus, als w?ren sie aus purem Mana gesponnen worden. Als sie sich dann jedoch festgezogen haben, hast du auf einmal den Kopf nach hinten geworfen und die Augen aufgerissen. Und das erschreckendste dabei war, dass deine Augen vollkommen wei? waren, als w?re dir deine Sicht mit einem Mal gestohlen worden. Mit wirklich unglaublich schnell bewegenden Pupillen war es dann, als würdest du etwas suchen, bis du dann wieder deine Augen geschlossen und deine Hand aus dem Loch genommen hast.“
Ich starrte sie etwas ungl?ubig an. All das, was in den letzten anderthalb Stunden passiert ist, schien so absolut unrealistisch, dass ich es fast Selber nicht Begriff. Doch es war so passiert, denn ich hatte es Selber erlebt. Das war die immense Macht der Magie.
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?Ich glaube, wir sollten fürs Erste aufh?ren“, meinte ich zu Elisa. Ich wollte nicht, dass sie sich noch mehr Sorgen machte. Au?erdem merkte ich wieder das leichte Schw?cheln meiner Manareserven. Ich beschwor also meinen Stab wieder in meine Hand und hielt ihn an das Loch. Ich tippte es an und sagte dabei:
?Vhalteria fertus.“
Mit einem schwachen Luftsog fiel das Tor zu meiner neu gefundenen Tasche in sich zusammen. Ich war mir sicher, dass dieser Zauber ?u?erst hilfreich werden wird.
Als ich die Tür meines Zimmers ?ffnete, drang das anf?ngliche Treiben des Morgens zu mir hoch. Und zwischen all diesen Stimmen h?rte ich eine ganz bestimmte Stimme laut lachen. Igor. Sofort erhellte sich meine Stimmung und auch Elisa, die nun ihren normalen Mantel wieder anhatte, schaute hinunter in den gro?en Hauptraum und l?chelte. Damit verschwand sie auch wieder und ich bewegte mich die Treppen hinunter. Dort an dem Tisch, an dem ich Venys kennengelernt und vorgestellt hatte, sa?en meine Freunde. W?hrend Igor weiterhin herzlich laut am lachen war, sa? Venys leicht beleidigt zwischen Luna und Jean, die sie beide etwas tr?steten.
?Was ist denn los?“, fragte ich und setzte mich auf den Stuhl, den ich gerade unter dem Tisch hervor gezogen hatte.
?Venys hat heute doch tats?chlich einen Alptraum von nem Fluffelhorn gehabt“, meinte Igor, w?hrend er ringend nach Luft schnappte.
?Was ist denn aber ein Fluffelhorn?“, fragte ich leicht schmunzelnd. Rein von dem Namen dieses Gesch?pf es schien es mir nicht so, als h?tte man Alptr?ume davon. Als er sich einigerma?en wieder eingekriegt hatte, antwortete Igor dann:
?Schau, in eurer Welt gibt es ja die sogenannten Alpakas, diese flauschigen Tierchen. Und als dann Leute von euch welche mit hierher gebracht haben, haben sich die Alpakas mit unseren Hochlandb?cken gekreuzt. So sind sie gr??er und kr?ftiger geworden und haben dazu auch noch die Hufe und die imposanten H?rner unserer Tiere übernommen, w?hrend sie ihr flauschiges Fell behielten und die restlichen K?rpereigenschaften wie den etwas l?ngeren Hals. Deswegen auch Fluffelhorn.“
In meinem Kopf baute sich das Bild dieses Tiers zusammen und ich war doch schon der Meinung, dass sie einigerma?en sü? klangen. Und doch wunderte ich mich, warum Venys wohl nur Angst vor ihnen hatte. Venys schien jedoch meinen Blick bemerkt haben und sagte immer noch eindeutig von ihrer Meinung überzeugt:
?Glaub ihm nicht! So sind die Dinger n?mlich gar nicht! Die H?rner k?nnten mich ja wohl m?glich aufspie?en oder sie k?nnten mir jegliche Knochen brechen, w?hrend sie mich mit ihren Hufen zertrampeln! Und au?erdem muss ich immer niesen, wenn ich in der N?he von den Viechern stehe…“
Sie schien wirklich nicht gut auf die Tiere zu sprechen sein.
?Ach kommt, legen wir das erstmal beiseite,“ sagte Leo und gestikulierte dabei mit den H?nden. Luna stimmte ihm zu und h?rte auf Venys zu t?tscheln, die sich daraufhin erst einmal ordentlich schüttelte. Bei dem Anblick konnte ich nicht anders, als zu l?cheln.
?Wieviel Zeit haben wir denn noch?,“ fragte ich in die Gruppe rein. Jean drehte sich um, um in das Fenster hinter ihr zu schauen, bevor sie mir dann antwortete:
?Voraussichtlich zwei Stunden. Der Sonne fehlt noch etwas bis sie den Zenit erreicht.“
Ich erschrak. Das Training schien um einiges l?nger gedauert zu haben als erwartet.
?Wollen wir dann nicht noch auf den Marktplatz gehen? Es kann nie schaden, genügend vorbereitet zu sein,“ schlug Luna vor. Leo und ich schauten uns an und grinsten. Wir hatten genau den selben Gedanken. Denn nur wir beide wussten, wieviel Spa? Luna dabei hatte, einfach nur über solche Pl?tze zu laufen, mit Menschen zu reden und ab und zu auch mal etwas einzukaufen.
Ich stand bereits auf und sagte dann, w?hrend ich mich zu der Treppe bewegte:
?Klar, ich muss nur eben nochmal zurück ins Zimmer, um etwas zu erledigen. Ich bin in zehn Minuten wieder hier.“
Ich sah noch den verwirrten Blick der fünf, bis sie dann aus meinem Blickfeld verschwanden. Schnell lief ich in mein Zimmer und suchte etwas in meiner Truhe.
?Sag mal, was soll das denn werden?“, fragte mich die nun erscheinende Elisa mit einer nachdenklich Geste. Ich kramte daraufhin nur weiter in der Truhe, bis ich dann das fand, was ich suchte: die Bücher von Gemini.
?Gefunden!“, rief ich triumphierend. Sofort bewegte ich mich zielstrebig zur Mitte des Raumes und beschwor meinen Stab, nachdem ich die Bücher auf das Bett neben mir gelegt hatte. Sofort holte ich aus und stach, w?hrend ich die Worte zum ?ffnen des Taschenzaubers sprach, in die Luft, um den Riss der Welten zu ?ffnen.
?Ich glaube, ich verstehe so langsam, was du vor hast“, sagte Elisa mit einem Nicken. Nun stehend vor dem mich immer noch faszinierenden Anblick dieses Tores wandte ich mich zu den Büchern von dem Magier, der mich erst überhaupt auf diesen Pfad gebracht hatte und auch Elisa zu mir gebracht hatte. Schnell nahm ich mir die Bücher und warf sie in den Riss hinein. So schaute ich den Werken von Gemini noch etwas bei ihren nie endenden F?llen zu, bis ich meinen Blick von dem Loch abwand und meinen Stab nahm, der an der Ecke gelehnt hatte. Mit einer sanften Berührung überzog wieder der Raum der Realit?t den Riss und schloss ihn damit. Mein Stab verschwand damit auch wieder und ich schaute zu Elisa.
?So denkst du also! Die Bücher in den Taschen Zauber zu verstauen, um sie nicht dauernd mitzutragen und sie dennoch st?ndig parat zu haben“, schlussfolgerte sie.
?Genau so ist es“, antwortete ich ihr mit erhobenem Daumen.
?Nicht dumm, den gerade neu erlernten Zauber direkt praktisch zu nutzen. Gut gemacht!“, meinte sie also, w?hrend sie langsam in die H?nde klatschte.
Nachdem ich dann auch die Idee in die Tat umgesetzt hatte machte ich mich dann auch wieder auf zu meinen im Hauptraum wartenden Freunden.
?Ich h?tte ehrlich erwartet, dass du l?nger brauchst,“ meinte Jean und rückte ihre Brille zurecht. Ich lachte leicht und antwortete daraufhin:
?Wie du siehst, ist dem tats?chlich nicht so. Also los, lasst uns aufbrechen.“
?Du hast recht. Nutzen wir die Zeit, die wir noch bis zum Aufbruch haben,“ fügte Igor hinzu. Die anderen nickten und so ging einer nach dem anderen durch die h?lzerne Tür des Gasthauses. Sie quietschte leicht, w?hrend Leo sie aufdrückte und übert?nte so das restliche Treiben im Inneren des Geb?udes. Als wir dann über die Schwelle des Hauses traten und in die H?userreihen blickten, in denen ein Schmied, ein Gerber und noch viele andere Handwerker ihre Heimat fanden. Vor uns türmten sich die gigantischen Mauern auf und mit einem Blick nach oben sah ich den blauen Himmel, über den einige, gro?e, wei?flauschige Wolken zogen. Wir drehten uns nach rechts und machten uns auf zu dem gro?en Marktplatz. Auf unserem Weg dorthin sahen wir einige Familien, die mit einem fr?hlichen Lachen an uns vorbei zogen. Bei dem Anblick fing ich jedoch nicht an zu l?cheln. In mir bildete sich ein brennender Knoten in meiner Brust und ich sackte etwas zusammen. Doch dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich schaute hoch und sah den l?chelnden Leo neben mir. Und nicht nur er, sondern auch all meine anderen Freunde l?chelten mich an.
?Nun komm, mach kein langes Gesicht! Du lebst im hier und jetzt, vergiss das nicht“, meinte Leo und erinnerte mich so daran, dass ich nicht alleine war. Denn ich hatte meine Freunde, die Personen, auf die ich mich am meisten verlassen konnte und denen ich vertrauen konnte.
Nach einiger Zeit kamen wir dann endlich an dem Marktplatz an, der sich uns schon seit einiger Zeit durch die immer lauter werdenden Stimmen seiner K?ufer und Verk?ufer angekündigt hatte. Er baute sich vor dem gro?en Tor der Stadt auf und wurde von vielen H?usern in einem Halbkreis umringt, die aus einem hellbraunen Holz bestanden und mit royalblauen D?chern bedeckt waren. Sie schimmerten leicht in dem Licht der Sonne und warfen es zurück. Die gepflasterten Steine, auf denen der Marktplatz aufgebaut war, waren im Gegensatz zu den anderen, hellgrauen Steinen der Wege, etwas bl?ulicher und untermalten so den Bereich des Marktes. Ich schaute zu Venys und sah, wie ihre Augen aufgeregt leuchteten.
?Als ich mich hier reingeschlichen habe, um Varis das erste Mal zu treffen, habe ich gar nicht gemerkt, wie gro? dieser Platz ist und wie viele Leute hier rumlaufen. Ich hatte durch den Vorfall mit den Zwergen in Halewood viel zu sehr Angst, dass sie mich weiter verfolgen würden“, sagte sie beil?ufig in einem freudigen, fast schon belustigten Ton. Ihr Schweif wedelte schnell hin und her, w?hren Igor neben sie trat und leicht lachend mit einem verantwortungsvollen Unterton zu ihr meinte:
?Ja, so ist es. Hier findest du Leute aus den gesamten Ebenen von Farwell. Und ab und zu vielleicht sogar jemanden von au?erhalb. Aber du hast uns ja gefunden, also brauchst du dir auch keine Sorgen mehr zu machen.“
?Na kommt, wir müssen los. Wenn wir noch weiter so herum tr?deln, stehen die Heiligen für mehrere Stunden an dem Gasthaus und warten auf uns. Wollt ihr das?“, fragte Luna uns mahnend und mit einer eindringlichen Stimme. Sofort schüttelten wir alle den Kopf.
?Schade, das hatte sich gerade so spannend und mysteri?s angeh?rt, was der Zwerg meinte“, h?rte ich Elisas ?rgerliche und leicht frustrierte Stimme. So sagte ich dann also, als Antwort für sie, sowie für Luna:
?Dann lasst uns jetzt aber wirklich losgehen. Immerhin wollen wir die Zeit, die wir haben, so gut wie m?glich nutzen!“
Mit freudigen Schritten und neuer Motivation betraten wir dann den von H?ndlern überstreuten Marktplatz der Stadt. Wir sahen die verschiedensten St?nde: Angefangen von Kr?uterh?ndlern und T?pfern, bis hin zu leichten Rüstungsh?ndlern und Show-Trankbrauer. Wir schlenderten etwas herum und schauten nach H?ndlern, die uns m?glicherweise etwas verkaufen konnten, dass uns auf unserer Suche helfen konnte. Ich atmete den Geruch von Gewürzen und den erdigen, leicht sü?lichen Geruch von frisch gegerbtem Leder ein. Doch dann sahen wir zwischen all den St?nden und Leuten jemanden, der uns nur zu gut bekannt war. Den meisten von uns zumindest.
?Leute seht ihr das auch? Da hinten steht doch Erika!“, sagte Luna aufgeregt, die unsere Freundin zuerst ersp?hte. Venys warf mir einen leicht verwirrten Blick zu, doch ich ermutigte sie mit einer Handbewegung und gab ihr mit einem Blick zu verstehen, dass sie sich keine Sorgen machen muss. Damit gingen wir dann auch zu dem Stand an dem die Zwergin stand, der für mich stark wie ein Stand aussah, an dem man die verschiedensten langhaltenden Lebensmittel finden konnte.
Wofür würde Erika denn aber sowas brauchen?, fragte ich mich in Gedanken. Ich erinnerte mich an die Tage, die wir bei ihr verbracht haben und daran, dass sie immer für uns gekocht hatte. Meine Vermutung bestand deshalb daraus, dass sie nur für ihr Gasthaus einkaufte. Doch diese Vermutung zeigte sich kurz darauf als nicht ganz richtig, denn der Grund war ein ganz anderer.
?Hallo Erika! Wir h?tten gar nicht erwartet, dich hier anzutreffen“, meinte Jean freudig. Sie und Luna beugten sich hinunter, um sie zu umarmen, woraufhin sie antwortete:
?Hallo Freunde!“
Sie z?gerte, schluckte schwer.
?Ja, warum ich hier bin…“, ihr Tonfall ?nderte sich auf einmal von dem fr?hlichen, starken und selbstbewussten Unterton zu einem besorgten und betroffen Stimmlage, bevor sie einatmete und erz?hlte:
?Ich bin hier um unsere Vorr?te gro?fl?chig aufzustocken. Die Borgons greifen Halewood n?mlich bestimmt schon bald an. Vor einigen Tagen haben sie schon in einem Vorort circa zwei Tagesm?rsche von uns entfernt herumgewütet und alles zerst?rt. Deshalb machen wir uns momentan auf das Schlimmste gefasst. Wir haben Angst, ja, doch weglaufen ist auf keinen Fall eine Option.“
?Aber dann k?nnen wir dir und dem Dorf doch bestimmt helfen! Wenn wir alle zusammen..“, setzte Luna an, doch Igor trat vor sie und unterbrach sie, indem er seine Hand so hoch wie m?glich streckte. Das er dabei nur knapp auf ihre Augenh?he kam, spielte dabei keine Rolle.
?Nein. Es tut mir leid, dass ich das jetzt so unterbind', aber wir müssen uns momentan drauf konzentrieren, dass Teil zu finden“, sagte Igor ernst und mit starrem Blick. Luna nickte und senkte etwas betrübt den Kopf. Ich konnte ihn verstehen, warum er das getan hatte und ich glaube, dass konnten die anderen auch. Das was er im Sinn hatte, war n?mlich, seine Heimat zu retten. Und diesem Ziel blieb er ohne Abwegen treu. Erika jedoch schien neue Hoffnung gesch?pft zu haben.
?Ihr habt es also tats?chlich geschafft, eine M?glichkeit für das erste Teil zu finden? Hast du mit Zoltrek gesprochen?“
?Ja und wir sind gerade mit den letzten Vorbereitungen der ersten Suche besch?ftigt. Sogar seine Heiligen begleiten uns“, antwortete Igor ihr. Erika lie? ihren Blick durch unsere Reihen schweifen. Und blieb auf Venys stehen, die sich zwischen uns versteckt hatte. Erikas Augen weiteten sich und sie ging einen Schritt zurück, stolperte schon fast nach hinten. In ihrem Gesicht bildete sich eine traumatische Furcht und sie Strich mit ihrer rechten Hand über eine gro?e kreisf?rmige Narbe auf ihrem linken Oberarm, die ich, obwohl sie so gro? war, bis jetzt noch nie bemerkt hatte. Wahrscheinlich lag es an den Lederbinden, die sonst immer diese Stelle verdeckt hatte, nun jedoch von ihr nach oben geschoben wurden. Mit einem Mal schaute sie panisch um sich herum, bis sie dann dem H?ndler das Geld hin warf und ihre gekauften Lebensmittel nahm.
?Tut mir leid, aber..“, Erika stockte und hob ihre zitternde Hand zum Abschied, ? ..aber ich muss jetzt wirklich los. Das Dorf braucht mich.“
Mit diesen Worten verabschiedete sie sich, ging mit schnellen Schritten davon und lie? uns v?llig verdutzt und verwirrt auf dem Marktplatz stehen. Nur Igor schien es schon fast erwartet zu haben. Wir schauten alle zu Venys und sahen, wie sie nun niedergeschlagen ihren Kopf gesenkt hatte, die Ohren flach auf ihre Haare gelegt. Meine Freunde und ich schritten zu Igor, um zu fragen, was das alles auf sich hatte, doch Igor kam uns zuvor.
?Verzeiht mir, Freunde. Ich hatte das fast vollkommen vergessen, doch ich werde es euch erkl?ren, sobald die Zeit dazu ist“, sagte er und schaute nun auch zu Venys.
?Und Venys, es ist wirklich nicht deine Schuld. Mach dir da bitte keine gro?en Sorgen drum.“
Sie nickte etwas betrübt, woraufhin Leo versuchte sie aufzumuntern.
?Kommt, lasst uns auch etwas von diesem Stand kaufen und dann noch etwas schauen, was wir sonst noch finden k?nnten.“
Ihr schien der Vorschlag zu gefallen, denn sie guckte leicht mit ihren blauen Augen nach oben und nickte erneut, nur nun etwas fr?hlicher. So kauften wir einiges an P?kelfleisch und Brot sowie mehrere Sorten von getrockneten Früchten. Als wir dann alles verstaut hatten, begannen wir langsam damit, durch das Marktviertel zu schlendern und nach m?glicherweise interessanten H?ndlern Ausschau zu halten. Doch dann machte Elisa mich auf etwas aufmerksam.
Siehst du den Laden da hinten? Den mit dem spannenden Schild?, meinte sie aufgeregt. Ich kniff meine Augen etwas zusammen und fand so auch schnell den von ihr erw?hnten Laden, der vollkommen von den anderen herausstach. Auf dem hell leuchtenden und überm??ig bunt verzierten Schild, das über dem Eingang an der Hauswand hing, stand in extrem geschwungenen Buchstaben folgendes geschrieben:
Olafs wilder Abenteurer-Shop
Etwas für jeden der Seltsames und Magisches liebt
Sofort fand ich den Laden etwas seltsam, fast schon l?cherlich aufgrund der absolut bunten und wild vermischten Farben und der übertriebenen, aufdringlichen Dekoration. Doch irgendetwas gab mir das Gefühl, dass wir bei diesem Olaf vorbeischauen mussten. Mit der Mischung aus einem leichten Widerstreben und dem entgegengesetzten Gefühl der Interesse fragte ich dann schlie?lich die anderen:
?Leute? Wie w?re es, wenn wir da mal reingehen. Elisa meinte, dass der Laden interessant aussieht und wir k?nnten ihm, auch wenn er so omin?s aussieht, trotzdem eine Chance geben, oder?“
“Wenn ihr das machen wollt, gerne, aber lasst mich dann damit in Ruhe”, meinte Igor lachend.
“Ich kann dieses übergrelle überhaupt nicht ab, da gehe ich dann doch lieber schonmal zurück, um mich mental noch etwas vorzubereiten.”
“Gleiches gilt für mich”, sagte Venys, bevor sie den Kopf zur Seite legte und uns anl?chelte. Mich freute es sie so fr?hlich zu sehen. Wir verabschiedeten uns mit einem Winken von unseren sich nun zur verrückten Henriette aufmachenden Freunden. Auch wir bewegten uns damit einen Schritt nach dem anderen auf den Laden zu, als Leo auf einmal etwas sagte:
“Wisst ihr Freunde, irgendwie fühlt sich das so komisch an, wenn wir, wenn auch nur für einen kurzen Moment, mal wieder unter uns sind. So wie früher meine ich. Es ist schon verrückt, was wir in dieser einen Woche erlebt haben, in der wir hier in dieser Welt sind.”
Ich nickte und Luna meinte daraufhin in einem melancholischen Ton:
“Mir geht’s genauso. Es tut zwar wirklich gut, dass wir jetzt nicht mehr alleine sind und doch frage ich mich auch, wie es wohl Wilhelm oder auch Lordon geht. Die ganzen Menschen aus dem Dorf, die doch immer so freundlich zu uns waren, vermissen uns doch auch mit Sicherheit.”
“Ja und wer wei?, wie es unserem Zuhause geht, ob es immer noch heile ist und so weiter”, entgegnete ich dann, w?hrend wir weiterhin mit langsamen Schritten auf den Laden zugingen. Ich schaute zu Jean und sah, wie sie bedrückt den Kopf gesenkt hatte. Tr?stend legte ich meine Hand auf ihre zierliche Schulter und sagte zu ihr:
?Mach dir keine Sorgen Jean. Wir sind ja hier, um Thora zu besiegen und wir werden das auch durchziehen.“
Jean schaute ermutigt zu mir auf. Sie hatte leicht ger?tete Augen und es waren noch ein paar Tr?nen auf ihren Wangen zu sehen. Sie schaute mir in die Augen und nickte.
?Na dann, lasst uns in diesen Laden gehen“, meinte Luna, die mit Leo l?chelnd zu uns schaute.
?Ich bin gespannt, was wir dort nützliches für die Reise finden k?nnen!“