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Kapitel 4: Flucht und Entdeckung

  Wir rannten durch die vielen Gassen und Stra?en Karnons. Man merkte wie sehr diese Stadt an Zwerge angepasst war, denn das meiste war zu niedrig oder zu eng für uns. Und doch schafften wir es irgendwie hinter Igor herzukommen. Er lief los, nachdem er bemerkte wie ernst die Lage der Stadt war und sagte wir sollen ihm folgen, da wir diese Nacht wahrscheinlich sonst nicht überleben würden.

  "Wer sind diese Typen eigentlich?", fragte Luna, die auch schon langsam anfing aus der Puste zu kommen.

  Igor, der sich langsam auch wieder gefangen hatte, konnte die Frage nun auch wieder beantworten.

  "Es sind die Borgons. Sie hatten die Stadt schon einmal angegriffen. Vor fünf Jahren war das. Wir hatten es geschafft Karnon wieder einigerma?en aufzubauen, aber sie wollen die Stadt immer noch erobern."

  Hinter uns h?rten wir Kampf Geschrei, das Ger?usch von aneinander schlagenden Klingen und das Krachen von Holz und Stein.

  "Aber wir müssen sie aufhalten. Wir k?nnen Karnon doch nicht einfach direkt aufgeben." Ich hielt kurz inne und duckte mich um durch einen niedrigen Tunnel zu kommen.

  "Gibt es nicht irgendeine M?glichkeit sie aufzuhalten? Wir haben die Stadt gerade erst gefunden und müssen sie jetzt schon verlassen? Und wo sollen wir hin?", all diese Fragen, die ich stellte, lie?en einen brennenden Schmerz in der Brust zurück.

  "Wir müssen uns in Sicherheit bringen. Wir gehen zu den Ebenen von Farwell. Das is mit Sicherheit nen Ort, wo wir eine Zuflucht finden k?nnen. Ich habe dort ein paar gute Freunde. Die werden bestimmt ein paar gute Ideen haben."

  Wir alle liefen ab dem Punkt still weiter. Unser Weg führte uns über viele Brücken, Kluften, engen Felsspalten und über Felsen. Meine Lunge brannte und Luna versuchte Jean zu motivieren weiter zu laufen. Wir keuchten schon und waren au?er Atem. Die kalte Luft der H?hle machte das nicht besser, sie war so kalt, dass man jeden unserer schweren Atemzüge sah. Wir rannten und irgendwann bemerkte ich das es w?rmer wurde. Und mir stieg dieser bei?ende Geruch von Rauch in die Nase. Ich schaute zurück und sah, dass Karnon zum Teil in Flammen stand. Dieser Anblick zeigte mir, dass Igor Recht hatte. Recht damit, dass wir sie nie h?tten aufhalten k?nnen. Jetzt zu mindestens noch nicht.

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  "Sag mal Igor, wie lange dauert es noch? Wir k?nnen froh sein, dass alle von denen in der Stadt sind. Denn wenn einer davon hier auftauchen würde, w?ren wir bestimmt nicht..." Luna stockte mitten im Satz. Ich schaute nach vorne und sah es ebenfalls auf der Brücke stehen. Auf der letzten Brücke zu unserer Zuflucht. Der Boden zitterte unter jedem Schritt, den dieser Koloss tat. Und unter uns war ein Abgrund, so tief, dass keiner von uns ein Ende sehen konnte. Dieses Wesen sah aus wie ein Titan, gemacht wie ein Baum. Er war aus Holz, aus ihm sprossen kleine ?ste und Bl?tter und doch hatte er ein massives und in einer Art auch kr?ftiges Erscheinungsbild. Sein Atem war laut und schwer und doch rhythmisch. Dann sah ich ihm ins Gesicht und sah diese tiefrot leuchtenden Augen. Augen, die das pure Verlangen zu zerst?ren wiedergaben. Ich erschauderte bei dem Anblick. Jean hatte Angst bekommen, versuchte sich aber zusammenzurei?en, statt sich zu verstecken. Leo hatte eine Verteidigungsposition angenommen, das Schwert gezückt, w?hrend Luna und ich nur mit kleinen Messern bewaffnet waren. Aber... Wo war Igor?

  "Igor! Igor wo bist du?!", schrie ich aber es kam keine Antwort.

  Der Koloss holte Luft und brüllte so laut, dass es dr?hnte. Und dann sah ich Igor. Direkt über dem Monster in der Luft. Als ich ihn dort sah, schien die Zeit stillzustehen. Seine Axt, die er über seinem Kopf schwang, reflektierte einen der goldig leuchtenden Kristalle. Er landete auf dem Monster und besiegte es mit einem Hieb seiner Axt. Der Koloss schrie auf und fiel mit einem Rumpeln und dem Ger?usch von knackendem Holz zu Boden.

  "Igor wie hast du...?", setzte ich an, jedoch gab er sofort zurück:

  "Keine Zeit für Erkl?rungen! Wir müssen jetzt schnell sein! Oder wollt ihr mit der Brücke in die Tiefe stürzen?"

  Die Brücke fing bereits an zu br?ckeln und wir nahmen unsere Beine in die Hand. Von Sekunde zu Sekunde entstanden immer mehr Risse in dem Stein unter uns. Sie wurden immer gr??er und gr??er. Und dann brach sie mit einem lauten knirschen zusammen. Die auseinander gebrochen Teile stürzten nach unten in die Leere. Und mit ihnen... Der Baumkoloss. Meine Freunde, Igor und ich konnten uns gerade noch durch einen Hechtsprung in Sicherheit bringen. Wir lagen dort alle für eine kurze Zeit, nach Luft schnappend und mit laut schlagendem Herzen.

  "Das war viel zu knapp für meinen Geschmack", sagte Igor, immer noch keuchend.

  "Ja. Viel zu knapp. Danke Igor", erwiderte ich.

  Als wir uns dann nach einiger Zeit aufgerappelt hatten, gingen wir weiter zu den Ebenen von Farwell. Unser Weg führte uns durch einen etwas l?ngeren H?hlen Durchgang bis wir dann den Ausgang der H?hle sahen. Und dahinter eine riesige Ebene mit Gras, das von der Farbe her einem Smaragd gleichen k?nnte, ein Himmel der in einem leuchtenden Aquamarin blau auf uns herab l?chelte und eine Herde voller Hirsch ?hnlicher Tiere. Auf der gesamten Ebene standen gro?e Fliegenpilze und einzelne B?ume. All das sah unserer Welt gleichzeitig so ?hnlich und doch so verschieden.

  "Wie... Wie ist das m?glich? Wie kann hier so eine Landschaft sein? Ich dachte, diese Welt ist eine einzige H?hle", fragte ich Igor verwirrt.

  "Da liegst du falsch, Varis. Karnon ist nur der Verbindungspunkt zu den zehn umliegenden L?ndern, fünf davon überirdisch, fünf davon unterirdisch. Sie ist die Hauptstadt der Zwerge."

  Ich versank in Gedanken als ich erfuhr wie gro? dieses Land doch sei. Ich atmete die Luft tief ein und sog den Geruch von frischem Gras ein.

  "Guckt mal, dahinten ist ein Dorf! K?nnte es das sein wonach wir suchen, Igor?", fragte Jean aufgeregt. Ich spürte ihren Hoffnungsschimmer ganz klar.

  "Ja. Dahinten ist das Dorf Halewood."

  Der Weg zum Dorf war l?nger als wir erwartet hatten. Halewood war zwar schon lange sichtbar, jedoch weit in der Ferne. Der Weg führte uns vorbei an kleinen W?ldern, H?fen mit Feldern und gro?en Ziegen, wahrscheinlich so gro? wie unsere Kühe, vielleicht sogar noch gr??er.

  "Sag mal Igor, was sind das für gro?e Tiere auf der Weide?", fragte Jean und zeigte auf eine der Ziegen. Ihr Fell war braun und hatte wei?e Flecken und fiel deshalb etwas zwischen den pur wei?en und pur schwarzen Tieren auf.

  "Das sind unsere Hochlandb?cke. Der Stolz dieser Ebenen. Sie sind so imposant, dass jedes Jahr ein Wettbewerb stattfindet, um den besten Bock des Landes zu finden. Au?erdem haben sie auch einen gro?en Nutzen für die Bewohner, da sie auch Milch und gutes Fleisch geben."

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  In dem sp?rlichen Licht, das von der untergehenden Sonne ausging, machte Jean sich Notizen in ihrem Notizbuch. Wir gingen weiter und das Meckern der Tiere verklang Stück für Stück in der Ferne. Es war schon dunkel geworden, doch der Mond zeigte uns den Weg.

  Als wir das Dorf betraten, umgab uns das Gefühl von Sicherheit und W?rme. Die Laternen erhellten die Stra?en und erschufen so einen wunderbaren Kontrast zum dunklen Umland. Die Wege teilten sich in drei Teile auf und führten zu unterschiedlichen Abschnitten des Dorfes. Rechts ging es zum Abteil für Handwerk. Es war gespickt von Schmieden und ?hnlichem. Links ging der Weg zu einem Marktplatz. Igor meinte, dass man dort vieles finden konnte. Und in der Mitte führte der Weg...

  "Zum leckeren Fliegenpilz! Das wird unsere vorübergehende Unterkunft", sagte Igor w?hrend er die Tür zum Gasthaus aufdrückte.

  Das Gasthaus war genau so gestaltet, dass man sich direkt wohlfühlte, wir rochen gebratenes Fleisch und h?rten ein Feuer im Steinkamin fr?hlich knistern. An den Tischen aus Holz sa?en schon keine G?ste mehr und der Raum sah frisch aufger?umt auf. In der Ecke des Raumes stand noch ein Besen und ein leerer Eimer. Das Wirtshaus wurde mit Laternen beleuchtet, eine an jeder Seite des Raumes. Sie gaben ein warmes Licht ab.

  "Na wen seh' ich denn da durch meine Tür spazieren? Haste etwa junge Leute mitgebracht, um mir Arbeit zu machen? Aber keine Sorge ich habe noch genug um ne ganze Armada voll zu füttern", sagte die Zwergen-Frau, die hinter den Tresen sa?. Ihre blonden Haare hatte sie zu zwei über den Schultern h?ngenden Z?pfen geflochten und in der Mitte der Z?pfe waren jeweils ein Leder Band. Sie hatte noch einen Krug in der Hand, den sie grade sauber gemacht hatte.

  "Guten Abend Erika! Lang is' es her, oder?"

  Erika kam hinter der Rezeption hervor und mir fiel die Kinnlade fast runter. Sie war breiter gebaut als ich. Ihre Schultern besa?en ?hnliche Ausma?e wie die von Leo. Sie trug ein etwas l?ngeres Kleid aus Fell, was ihr einerseits stand, andererseits jedoch gar nicht passte. Ihre Oberarme waren wie Baumst?mme der Gordob?ume und die Adern der Muskeln waren wie die Wurzeln des Baumes, verzweigt und doch gut sichtbar.

  "Ja fünf Jahre ist es her", sie ging zu Igor und gab ihm ihre Hand. Es formte sich ein Handschlag, vor dem ich Angst hatte, er k?nnte mir jeden einzelnen Knochen in der Hand brechen.

  Jean trat aus dem Nichts mutig neben mich, rückte ihre runde Brille zurecht und reichte ihr die Hand. Ich erstarrte, da ich Angst hatte sie würde gleich vor Schmerz zusammen brechen. Jedoch blieb sie ruhig stehen und l?chelte dabei sogar. Ein paar ihrer dunkelbraunen Str?hnen fielen in ihr Gesicht.

  Als ich bemerkte das es ihr gut ging war ich unglaublich erleichtert.

  Einer nach dem anderen schüttelte dann also ihre Hand und als ich dran war, merkte ich, dass sie sogar sehr vorsichtig war. Sie schien zu wissen welche Kr?fte sie besa?.

  "Was is' jetzt? Wollt ihr was essen?", fragte sie nun. Es sagte niemand etwas, bis Leos Magen knurrte und meiner mit ihm ein stimmte. Der Geruch des Fleisches schien intensiver geworden zu sein.

  "Na das z?hl' ich mal als eindeutiges ja!", sagte sie und lachte lautstark los. Erst lachte auch Igor mit, dann die M?dchen und schlie?lich auch Leo und ich.

  Nachdem wir das Essen in vollen Zügen genossen hatten, gingen wir auf die Zimmer, die uns Igor geholt hatte. Die Ausstattung der Zimmer war zwar eindeutig auf Zwerge ausgerichtet, jedoch konnten Leo und ich uns dran gew?hnen. Die anderen hatten ebenfalls ein Doppelzimmer gekriegt und sollten sich nun am besten auch erholen.

  "Ich h?tte nicht gedacht, dass wir so schnell wieder aus der Stadt raus sind, wie wir hergekommen sind. Irgendwie ist das etwas entt?uschend", sagte Leo als wir uns gegenüber auf den Betten sa?en. Seine kurzen, Haselnuss braunen Haaren sahen verwuschelt aus und spiegelten die Aufregung des Tages wider. Als ich aufstand um in den Spiegel an der Wand zu schauen, sah ich, dass meine mittellangen, braun blonden Haare ?hnlich aussahen. Ich fuhr einmal mit meiner Hand durch sie durch und setzte mich wieder.

  "Ich finde auch, dass das ziemlich niederschlagend ist. Wir haben uns so sehr darauf gefreut und genau dann tauchen diese, wie hie?en sie noch? Borgons?"

  "Genau das war der Name von ihnen."

  Ich hatte ein Gefühl, das ich nicht beschreiben konnte. Und dazu ging mir die in Flammen stehende Stadt nicht aus dem Kopf. Es rief weit zurückliegende Erinnerungen auf. Erinnerungen die in der letzten Ecke meines Ged?chtnisses deponiert waren. Aber woran...

  "Ist alles gut?"

  Ich schreckte auf und bemerkte, dass meine H?nde zitterten.

  "Ja, alles gut keine Sorge."

  Ich wusste, dass meine Worte nicht überzeugend klangen.

  "Wenn was ist, sag es mir einfach ok?", sagte Leo eindringlich.

  "Danke, werd' ich machen."

  Durch das offene Fenster h?rte man den Ruf eines Nachtvogels, begleitet von einem frischen Wind.

  Als niemand etwas sagte, versuchte ich dann also das Thema zu wechseln.

  "Hast du denn genug Informationen von der Stadt um eine anf?ngliche Karte zu machen?"

  "Tats?chlich ja, einiges konnte ich zusammen tragen. Den ungef?hren Grundriss sollte ich eigentlich hinbekommen."

  "Das ist gut", antwortete ich, "sie k?nnte uns bestimmt noch von Nutzen sein. Weil wir werden diese Stadt zurückholen, komme was wolle!"

  "Ja irgendeine M?glichkeit finden wir doch bestimmt!", erwiderte Leo mit der gleichen Energie wie ich.

  In der folgenden Nacht konnte ich nicht schlafen, denn ich hatte einen Traum. In dem Traum sah ich die brennende Stadt, schattenhafte Gestalten, kleine sowie gro?e. Ich stand genau zwischen allem, h?rte die Hilferufe von Kindern, die verzweifelten Schreie der Bewohner und das Knacken von Holz. Ich sah wie H?user zusammen brachen und wie Menschen unter den Trümmern begraben wurden. Ich spürte, wie die Flammen an mir hochkletterten. Die Schreie wurden immer lauter und lauter, bis ich dann endlich aufwachte. Diesen schrecklichen Traum durchlebte ich etliche Male in dieser Nacht. Als ich dann also wieder aus diesem Traum erwachte, war ich schwei?gebadet und sah mit Erstaunen und gleichzeitiger Erleichterung, dass es schon morgen war. Ich stand also auf, machte mich fertig und versuchte gegen die Müdigkeit zu k?mpfen. Mein Kopf dr?hnte und mein Mund war trocken. Leo schien schon lange wach zu sein, denn ich fand ihn nicht mehr im Zimmer und das Fenster war ebenfalls geschlossen. Beim n?heren Nachdenken lagen auch seine Sachen nicht mehr auf der Truhe neben seinem Bett. Auch die M?dchen waren nicht anzutreffen und ein unwohles Gefühl kam in mir auf. Als ich unten ankam, stand Igor schon bereit vor der Treppe.

  "Varis ich hab schon auf dich gewartet!"

  "Wo sind die anderen?", fragte ich ihn.

  "Keine Sorge die sind im Dorf. Du hast lange geschlafen, wei?t du? Es ist schon fast Mittag", ich war ziemlich verwundert so lange geschlafen zu haben.

  "Jetzt aber was anderes." setzte Igor an. "Jemand meiner alten Freunde will dich unbedingt kennenlernen. Er meinte, er h?tte dich wahrgenommen als du das Dorf betreten hast. Sein Name ist Gemini."

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