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4| Die Reise beginnt

  Adelaide konnte die letzten N?chte kaum schlafen, aus Angst und Nervosit?t vor ihrer kommenden Flucht. Sie hatte sich bereits vor zwei Tagen das Haarf?rbemittel gekauft und sich direkt daran gemacht zu einem v?llig anderen Menschen zu werden. Statt ihrem tiefdunklen Braun, waren ihre Haare nun ein aufregendes hellblau, niemand würde je erwarten, dass jemand wie Adelaide eine solche Farbe tragen würde. Sie selbst konnte es selbst noch nicht so ganz glauben. Sie war erschrocken, als sie sich in ihrem kleinen Silberspiegel gesehen hatte. Der Verk?ufer hatte ein angenehmes Himmelblau versprochen, aber wer wusste schon, was für einen Schwarzh?ndler “angenehm” ist.

  Nun, da sie Zeit hatte sich ein wenig mit ihrem neuen Haar anzufreunden, musste sie zugeben, dass es ihr auf eine verdrehte Art stand und ihre olivene Haut aus den Südlanden betonte. Das war das n?chste Problem gewesen. Ihre Haut. Hier in Stonewall gab es nur sehr wenige Einwohner, die aus den unendlichen Landen Nythals kamen. Dunklere Haut war dementsprechend auff?llig. Adelaide hatte sich durch eine ganze Palette an Makeup durchgetestet, um zu sehen, welche Farbe ihre Herkunft am besten verstecken k?nnte. Sie hatte nach sieben Versuchen aufgegeben und sich entschieden einfach einen Trank der ?nderung zu kaufen, einen- von niedriger Qualit?t konnte sie sich leisten und das Einzige, das der Trank bewirken musste, war ihre Haut so hell und blass wie bei den anderen aussehen zu lassen.

  Sie z?hlte ihr Geld und legte die geforderten Groschen und Silbermark in ein kleines ledernes T?schchen. Der Rest ihres Geldes landete im Beutel, den sie für gew?hnlich auch nutzte. Klein leicht und mit Metallfaden verst?rktes Band, um vor Taschendieben zu schützen.

  Sie griff nach ihrem Spiegel und blickte sich selbst tief in die Smaragdgrünen Augen. Heute war der Tag gekommen, an dem sie ihre Freiheit zurückerhalten würde. Nach fast fünf Jahren. Ihr Spiegelbild begann sich zu verzerren und zu schütteln, schnell legte sie den Spiegel ab und versuchte ihre zitternde Hand zu beruhigen. Sie hatte viele Geschichten darüber geh?rt, wie gef?hrlich solche Schmuggelversuche waren und was alles schiefgehen konnte. Sie hatte mit ihrem Dolch trainiert, um im Notfall in der Lage zu sein sich zu schützen, aber mehr konnte sie nicht wirklich machen, sie musste einfach darauf hoffen, dass sie es hier herausschaffen würde.

  Sie atmete tief durch, ?ffnete das kleine Fl?schchen, das den Trank der ?nderung enthielt und mit all ihrer Entschlossenheit kippte sie das faul riechende Gebr?u herunter. Zuerst spürte sie kaum etwas und hatte schon Sorge, sie h?tte einen Fehlkauf get?tigt. Doch nach zehn Sekunden des Bangens, flammte Schmerz an ihrem gesamten K?rper auf. Es fühlte sich an, als würde sie von tausenden Nadeln getroffen werden, aber sie zwang sich ruhig zu bleiben und starrte auf ihren Arm. Langsam aber sicher verlor Adelaide ihre dunklere Hautfarbe und verwandelte sich in eine Nordmannen Frau vor ihren Augen. Blasse, wei?lich blaue Haut, von Kopf bis Fu?. Der Schmerz hatte direkt gestoppt, als die Wandlung vervollst?ndigt war und Adelaide stie? einen Atem aus, von dem sie nicht wusste, dass sie diesen gehalten hatte.

  In ihrem kleinen Spiegel blickte eine blasse Fremde, mit intensiv hellblauen Haaren zurück und Adelaide fiel es unglaublich schwer sich selbst darin zu erkennen. Das musste reichen. Wenn sie selbst sich kaum erkannte, wer würde es dann schaffen, sie als Adelaide Brisbury, die Erbin des ehemals gro?en Hauses Brisbury-Beyers, zu identifizieren. Sie legte ihren dunklen, langen und ausladenden Umhang an und schloss ihn soweit es ging. Aus Nervosit?t hatte sie eines ihrer T?nzerinnen Outfits angezogen, das sie seit nun fast zwanzig Jahren besa? und in dem sie die Kunst der eleganten Bewegungen erlernte, die ihre Mutter aus ihrer Heimat in den Dünen Nythals mit nach Stonewall brachte. Ihre Mutter war einst die Tochter eines gro?en Stammesführers und hatte alles, das sie über ihre Kultur wusste an Adelaide weitergegeben. Adelaide selbst hatte sehr viel von ihrer Mutter in sich, nicht nur die Farbe ihrer Haut, sondern auch die Farbe ihrer Augen. Grün wie die Smaragde aus den versteckten Minen in Nythal, sagte ihre Mutter immer. Der Stamm ihrer Mutter war berühmt für seine wirtschaftliche Macht und den Einfluss auf der Weltebene. Und wie überall in Nythal, waren alle Frauen in der Kunst des Tanzes trainiert. Wer gut genug war, durfte ab dem 16. Bluttag “Rat Ak’ir” lernen. Tanz der Winde.

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  Die Erinnerungen an ihre Herkunft und baldige Heimat halfen Adelaide ihre Sorgen zu unterdrücken und gaben ihr die Kraft nach jedem getanen Schritt den n?chsten zu beginnen. So schaffte sie es schlie?lich in die kleine Taverne, Die Tanzende Maus. Sie war ein wenig zu früh, doch zu ihrer überraschung konnte sie den Zwerg Dreren an jenem Tisch entdecken, an dem sie sich zuvor getroffen hatten. Neben ihm sa? ein gut gekleideter Elf mit kaltem Gesichtsausdruck und sofort ergriff die Angst wieder Kontrolle über Adelaide.

  “Ah Addy, sch?n dich zu sehen. Gut siehst du aus”, kam von Dreren, der letzte Part war von einem Zwinkern untermalt. Nerv?s setzte sie sich und konnte ihre verstohlenen Blicke zum Elf vor ihr, nicht verkneifen. Dreren fuhr l?ssig und nonchalant fort: “Also Addy, wenn du das Geld hast, dann wird mein Freund, lass uns ihn Moor nennen, dich mit auf seinen Wagen nehmen” Der Elf nickte kurz und lie? so etwas wie ein Knurren von sich. Es fiel Adelaide unendlich schwer zu antworten, also platzierte sie lediglich die Tasche mit dem Geld auf dem Tisch. “Ah, wunderbar. Dann lass mal schauen” Dreren z?hlte die Münzen geschwind, nahm sich eine Silbermark und gab den Beutel dann weiter an Moor.

  Der blasse, aber übernatürlich sch?ne Elf hielt es scheinbar nicht n?tig selbst zu z?hlen, denn er erhob sich und bedeutete Adelaide dasselbe zu tun. “Oh, noch was Addy”, warf der Zwerg ein, als sie langsam und teils widerstrebend aufstand. “Du wirst getarnt die Stadt verlassen, Moor wird dich in seinem Wagen verstecken, aber du musst etwas darüber wissen. Du kannst Moor absolut vertrauen, er wurde mehr als gut bezahlt und hat den Auftrag dich gut zu versorgen. Jedoch wirst du Leute in seinem Wagen sehen, die... nicht freiwillig dort sind. Du wirst sofort freigelassen, sobald ihr au?er Sichtweite der Stadt seid. Ab diesem Moment wirst du auf einem Pferd neben dem Wagen herreisen k?nnen. Aber BITTE spiel einfach mit, deine Flucht h?ngt davon ab.” Adelaide hatte Probleme die Worte zu einem zusammenh?ngenden Gedanken zusammenzufügen und ihr Verstand fühlte sich an, als w?ren dichte Nebelwolken erschienen. “W-was?” Mehr brachte sie nicht heraus. “Vertraue Moor und spiel deine Rolle.” “I-ic- ich.... ok...” Adelaide fühlte sich pl?tzlich schwach, müde und verwirrt. Was hatte Dreren damit gemeint, dass andere dort nicht freiwillig sind? Und warum fühlte sie sich pl?tzlich, als h?tte sie literwei?e Wein getrunken? Ihre Gedanken k?mpften sich noch für einen weiteren Moment durch den immer st?rker werdenden Nebel und der letzte sinnvolle Satz den sie bilden konnte war: Ich wurde verzaubert. Danach Leere und Stille und absolutes Nichts.

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