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Der erste Tag in Calisteo: Die Sonnenvilla der zweiten Provinz

  Es war ein sonniger Tag, als Raffael sich aus seinem Bett w?lzte und die Kopfschmerzen zu ignorieren versuchte. Er hat zu wenig geschlafen, mal wieder. Und Eldan, sein engster Berater und Mentor, war am Abend zuvor so unzufrieden mit Raffaels unangekündigtem Ausflug, dass er ihn zus?tzliche Arbeit hat machen lassen. Er hatte es sich sp?ter dennoch nicht nehmen lassen, mit seinen Freunden etwas zu feiern. Sie waren selten au?erhalb der Stadt gewesen.

  Müde und seltsamerweise gut gelaunt stand er auf und ging unter die Dusche. Er verbrachte zehn Minuten nur mit Stehen und spürte, wie die Kopfschmerzen verflogen. Dann wusch er sich und stieg nach weiteren fünfzehn Minuten wieder raus. Raffael liebte es, morgens zu duschen. Als er zurück in sein Zimmer trat, stellte er fest, dass Scarlett und Crom es sich bei ihm auf dem Bett gemütlich gemacht hatten.

  Raffael l?chelte, als er sah, wie die beiden sich im Schlaf bewegten und sich n?her aneinander kuschelten. Er wusste schon seit über einem halben Jahr, dass sein Freund und seine Cousine Gefühle füreinander hatten. Er unterdrückte ein Lachen über die damit verbundene Sturheit der beiden. Zeitgleich unterdrückte er Neid. An einem bestimmten Tag, weit in der Zukunft, würde auch er eine Frau finden, mit der er den Rest seines Lebens verbringen würde. Es nervte ihn nur, dass Scarlett ihm scheinbar zuvorgekommen ist. Er trat an seinen Kleiderschrank und zog sich an. Scarletts Sweatshirt, dass sie ihm irgendwann mal geschenkt hatte, grinste ihm unangenehm entgegen und seufzend entschloss er sich, dieses anzuziehen. Es war nicht sein Stil, aber ihr zuliebe zog er es immer wieder mal an und das letzte Mal war schon eine Weile her.

  Er trat hinaus aus dem Zimmer und ging den sch?nen Gang entlang in das Esszimmer. Als Herrscher der zweiten Provinz lebte Raffael reich. Er hatte ein sch?nes gro?es Haus, welches der Stolz der zweiten Provinz war: Die Sonnenvilla. Hier bekam er alles von seinen Bediensteten erledigt. Es war jedoch nicht seins und er hasste es.

  Die Obermagd grü?te ihn mit einem Kuss auf die Wange. Sie war alt, arbeitete aber schon ihr Leben lang für die Herrscher der zweiten Provinz. Nexim war ein grausamer Mann gewesen. Deswegen liebten all seine Bediensteten Raffael. Und sie waren ihm dankbar, dass sie weiterhin im selben Haus arbeiten durften. Raffael hatte nach seiner Machtübernahme vorgehabt, es demolieren und umbauen zu lassen, doch sie hatten ihn angebettelt, es nicht zu tun und er hat es nicht übers Herz gebracht, als all diese Menschen vor ihm gestanden hatten. Nun setzten sie ihre Hoffnung in ihn, dass er irgendwann, wenn er alles Notwendige zum Herrschen gemeistert hatte, ihnen eine sichere Zukunft geben würde. Und das hatte er vorgehabt, bis Tatinne mit ihrer Vorhersehung ankam.

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  Er a? schnell sein Frühstück und las die Zeitung durch. Nichts Spannendes. Und das machte ihm Sorgen. Immer wieder fühlte sich die Ruhe an, als würde sie einem Sturm vorausgehen.

  Die Frau von gestern kam ihm wieder in den Sinn. Raffael konnte sich nicht vorstellen, dass sie diejenige sein sollte, die über alle Provinzen herrschen sollte. Aber wenigstens war schon mal das R?tsel mit dem Geschlecht gel?st. Das verstorbene Orakel vor der Spinne Tatinne hatte von einem 'Ihm' gesprochen, der die Provinzen unter sich vereinen würde, so wurde es ihm zumindest erz?hlt. Diese Frau hatte einen m?nnlichen Vornamen. Vielleicht war es ja das? Aber er würde Tatinne heute noch einmal genauer danach ausfragen. Nicht nur nach den Fragen über den weiteren Verlauf dieser Geschichte, sondern auch ganz konkret über diese Frau. Raffael war sich ganz sicher, dass er sie schon einmal irgendwo gesehen hatte. Wahrscheinlich ganz flüchtig, denn es war nicht m?glich, dass sie in n?heren Kontakt zueinander getreten waren. Nein, das konnte es nicht sein, denn er h?tte sich erinnert. Er muss sie von Weitem gesehen haben und nur ganz kurz, denn ansonsten h?tte er sie angesprochen. Sie war eine hübsche junge Frau mit sonderbaren F?higkeiten. Sehr misstrauisch, aber das machte nichts. Er war gut darin, sich mit Menschen anzufreunden.

  Dann stockte er, als er feststellte, dass er Schwierigkeiten hatte, sich konkret an ihr Gesicht zu erinnern. Das war sonderbar für ihn, denn er konnte sich an nahezu alle Gesichter erinnern, die er je gesehen hatte. Und dieses hier hatte er erst gestern kennengelernt. Desto mehr er nachdachte, desto mehr schien es zurückzukommen. Dennoch war er verwirrt davon, dass er nicht benennen konnte, ob ihre Augen blau oder grün waren. Frustriert belie? er es zun?chst dabei. Er würde wahrscheinlich sowieso bald auf sie treffen.

  Raffael betrachtete die Berichte, welche seine Untergebenen ihm jeden Tag bereitstellten. Sobald er an die Macht gekommen war, hatte er sich darum gekümmert, eine vernünftige Verwaltung in die zweite Provinz zu bringen. Nexim hat sich nur von Kriminellen umgeben lassen. Raffael hatte als Erstes dafür gesorgt, dass diese Menschen niemanden mehr terrorisieren konnten. Keine hohen Steuerabgaben mehr, keine Schutzgelder, keine Ausbeutung, keine Drohungen und Schikanen oder das Vorenthalten von Essen und Wasser. Raffael war die meisten von ihnen losgeworden, wenn auch noch nicht alle. Und Eldan war derjenige, der ihm dabei half, sich zu einem guten Herrscher zu entwickeln. Raffael hatte ihm aber noch nicht erz?hlt, dass sich das wahrscheinlich bald ?ndern würde. Er wollte ihn nicht entt?uschen.

  Dann stand Raffael auf und schnappte sich seine warme, braune Jacke. Dazu versteckte er schnell eine Browning mm 9 Halbautomatik in der Innentasche und dazu Munition zum Nachladen, welche er mit einem Zauber versehen speziell hat anfertigen lassen. Er packte noch ein Taschenmesser ein und ging dann hinaus.

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