Die Stadt war genauso prachtvoll, wie vor zwei Jahren, als Etienne sie zuletzt besucht hatte. Damals hatte sie natürlich von den Herrschern der Provinzen gewusst, sich aber nicht für sie interessiert. Und wenn sie sich recht erinnerte, waren das eh andere gewesen.
Es war damals nur ein kleiner Aufenthalt von drei Tagen, in denen sie Tatinne wegen pers?nlichen Erledigungen besucht hatte. Nachdem diese erledigt waren, war sie auch wieder verschwunden. Die Stadt hatte sie nicht wirklich interessiert.
Doch heute starrte Etienne die skurrilen bunten Steine der Hauptstra?e unter ihren Fü?en an. Sie hatten alle eine andere Farbe und Etienne fragte sich, welchen Zweck das hatte. Sie konnte keine kleinen Zauber entdecken, welche sich in der Kreide versteckten. Sie konnte auch keinen Zauber im Gesamtbild sehen.
?Etienne, geh mir nicht verloren!“, rief ihre Tante. Etienne sah sich in der Menge um und entdeckte sie etwas weiter entfernt. Ihre Tante hatte sich in einem blauen Mantel gehüllt und verbarg ihr Aussehen. Sie hasste es, wenn die ?ffentlichkeit sie sehen konnte. Etienne hatte vor mehreren Jahren Vermutungen angestellt, wieso dies so war, doch es irgendwann aufgegeben, das herausfinden zu versuchen. Es war nicht wichtig. Geschickt lief sie durch die Menge und war schon bald an Tatinnes Seite.
Es roch nach Wasser. An der Stra?e entlang verlief ein Kanal, in welchem ein Boot entlang floss und mehrere F?sser mit einem ihr unbekanntem Inhalt transportierte. Der Kanal war sauber und gepflegt, viele bunte Blumen kürten die Wege und die sch?n geschnitzten Holzz?une. Sie hoben sich von dem intensiven aquamarinblauen Wasser ab, dessen sanften Wellen unter der Sonne glitzerten.
Es gab viele Menschen, welche ihren Angelegenheiten nachgingen. Zum Glück schien sich keiner für sie zu interessieren. Es war so lange her, seit sie unter Menschen gewesen war. Zum Glück schien sich keiner für sie zu interessieren. Die Menge machte sie nerv?ser, als der Schatten, welcher nun deutlich weiter weg war, als am Vortag.
Zum Geruch des frischen Wassers mischte sich der vom frischen Geb?ck. Es musste eine gute Ernte gegeben haben. Wenn sie sich recht erinnerte, wurde Calisteo auf sehr fruchtbaren Boden errichtet. Au?erhalb der inneren Mauer, haupts?chlich in der zweiten Provinz, hatten die Menschen viel Acker angelegt. Die dritte Provinz hingegen hatte viele verschiedene Tiere, um die sich die Menschen kümmerten. Die Stadt konnte sich haupts?chlich selbst versorgen. Wenn es um Verpflegung ging, dann sollte es den Menschen an kaum etwas mangeln. Au?er, aus Meinungsverschiedenheiten wurden K?mpfe, weil die M?chtigen anfingen, wichtige Ressourcen den anderen Provinzen vorzuenthalten.
?Also wirklich, Kind, ich hab kein Bedürfnis dich suchen zu müssen“, schimpfte Tatinne mit ihr.
Etienne lachte, ?Ich werde den Weg nach Hause zu Not schon alleine finden.“
Der Djinn lag über ihren Schultern, rührte sich leicht im Schlaf.
?Daran zweifle ich nicht, aber ich kann dir keine Kleidung besorgen, solange ich deine Gr??e nicht kenne.“
Etienne seufzte, ?Muss ich sie unbedingt anprobieren?“
Sie hatte ihrer Tante die Gr??e nicht nennen k?nnen, weil sie diese selbst nicht wusste. Und die Zahlen, die Tatinne ihr genannt hatte, sagten ihr nichts.
?Ja.“
Etienne verdrehte die Augen. Ihr Kleiderschrank war nie sonderlich voll gewesen. Meistens musste sie sich keine Gedanken darum machen. Sie zog das an, was da war. Au?erdem mochte sie es nicht, beim Schneider zu stehen. Es war ihr unangenehm, wie sie an ihr herumfummelten, w?hrend sie m?glichst still dastand. Sie k?nnten Etienne jederzeit mit einer Nadel piksen und sie würde nichts dagegen tun k?nnen, da es ja nur ein Versehen war.
Ensure your favorite authors get the support they deserve. Read this novel on the original website.
?Hier rein“, sagte Tatinne und Etienne folgte ihr durch eine schwer aussehende Holztür, über welcher ein Metallmuster hing. Es stellte eine N?hmaschine dar.
Es roch nach Stoff und Blumen, dessen Duft sich auf die Blumenstr?u?e zurückverfolgen lie?, welche mehrere Vasen füllten, welche überall im Eingangsbereich verteilt waren. In der N?he des Eingangs gab es einen h?lzernen Schalter, hinter welchem ein ?lterer Mann mit runder Brille stand. Er hatte ein Ma?band um seine Schultern h?ngen und Etienne erblickte den Griff einer Schere in der oberen Tasche seiner grau karierten Weste.
Der Mann trat zu ihnen vor, verbeugte sich vor Tatinne und küsste ihren Handrücken, ?Ehrenwerte.“
Das L?cheln erreichte sein einziges blaues Auge nicht.
?Alberto“, grü?te sie zurück und ging anschlie?end schnell zur Sache, ?Ich will eine passende Uniform für meine Nichte. Für die obere Klasse. Du hast schon hunderte Uniformen für die kleine graue Maus machen müssen. Etienne hat eine ?hnliche Gr??e, das sollte also in einem Tag machbar sein. Nicht?“
Der Mann hatte sich wieder aufgerichtet und schaute Etienne von oben bis unten an. Sie trat unangenehm von einem Fu? auf den Anderen. Schon wieder ein zu intensiver Blick, diesmal von einem Fachmann, der nur seine Arbeit machen wollte.
Der Mann hatte sich wieder aufgerichtet und schaute Etienne von oben bis unten an. Sie trat unangenehm von einem Fu? auf den Anderen. Schon wieder ein zu intensiver Blick, diesmal von einem Fachmann, der nur seine Arbeit machen wollte.
?Das stimmt. Vier Stunden, wenn es dieselbe Gr??e sein sollte. Ich hab genug vorgeschnittenen Stoff, weil diese kleine, graue Maus sowieso alle zwei Wochen auftaucht“, sagte er mit Missbilligung in seiner Stimme, ?Ich werde vorher aber die Ma?e kontrollieren müssen.“
Tatinne holte ihr Portmonee heraus und legte ihm mehrere Scheine auf den Tresen, ?Das sollte reichen. Ich komme bald wieder und wir werden es heute Abend abholen. Du wirst uns doch sicher heute in deinen Terminkalender einschieben k?nnen? Natürlich wirst du das. Benimm dich, Etienne.“
Er nickte ihr zu und sah dann absch?tzend zu Etienne, ?Folgen Sie mir.“