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Schauspiel: Künstler

  Etienne gab das Handy an die Katzengestalt. ?Verwahre es für mich“, sagte sie s?uerlich über ihre stolpernden Gedanken, dass Raffael sich noch immer daran hielt, nicht den Stein gegen sie zu nutzen. Würde er es noch?

  ?Bekomme ich auch so eins?“, fragte der Djinn und das Handy verschwand in dunkelblauem Rauch.

  ?Bist du verrückt? Dafür habe ich definitiv nicht genug Geld.“

  Etienne lief die Treppe hinauf und machte schnell das Zimmer aus, in welchem Elias sein musste. Es war das erste Mal, dass sie ihn wirklich von Angesicht zu Angesicht treffen würde.

  Als sie die Tür ?ffnete, sah sie ihn am Klavier sitzen. Neben ihm war einer seiner stetigen Begleiter. Sein Name war Valtin.

  Zwei Paar Augen fielen auf sie. Bedachten sie mit Wachsamkeit und Argwohn. Die Stimmung im Zimmer fühlte sich erdrückend an und Etienne war sich nicht sicher, woran das lag. Elias hatte keinen abweisenden Ausdruck. Im Gegenteil hatten seine Augen eher etwas sehr distanziertes und mitleidiges an sich. Valtin hingegen sah sie mit offener Feindseligkeit an.

  Die Vorh?nge waren zugezogen, es gab kaum Licht im Zimmer, au?er den unangenehmen Leuchten an den Decken, welche trotz des hellen Leuchtens nicht jede Ecke des Zimmers erreichte.

  ?Ich hoffe es st?rt nicht, dass ich so hineinplatze?“, fragte sie mit einem breiten L?cheln, überdeckte ihre Gefühle.

  Valtin setzte an, etwas zu sagen, doch Elias kam ihm zuvor, ?Nein. Katelin hat dich schon angekündigt. H?tte nicht gedacht, dass Mimi mir jemanden zuweist.“

  Valtin lehnte sich zurück und lie? die Augen nicht von ihr. Etienne trat zu den Stühlen ganz vorne am Klavier, ignorierte die Warnung, die unausgesprochen von Valtin in der Luft hing.

  Elias l?chelte sie an, noch immer mit diesem mitleidigen Unterton in seinen Ausdruck, welcher sie neugierig machte. Etienne setzte sich auf einen der Stühle hin. ?Ich habe es so verstanden, dass es nur noch eine Woche bis zum n?chsten Stück dauert. Ich glaube nicht, dass ich sonderlich viel beitragen kann. Aber ich kann gut zuh?ren. Ist es in Ordnung, wenn ich mich einfach dazu setze und so tue, als würde ich mitmachen?“

  Valtin hob fragend die Braue, schien jedoch auf einen Schlag neugierig. So zu tun, als würde sie genauso wenig hier sein wollen, wie die beiden sie hier haben wollten, schien für sie im Moment die beste Taktik zu sein. Vielleicht würden sich die Wogen so etwas zu gl?tten?

  Doch es schien eher, dass sie nun Elias Desinteresse auf sich gezogen hat. Er wandte sich dem Klavier zu. Auch wenn Valtin ihm gegenüber auf der anderen Seite sa?, h?tte er genauso gut gar nicht anwesend sein k?nnen. Elias geh?rt genau dorthin. Er und das Klavier bildeten auf eine natürliche Art und Weise eine Einheit, sodass Etienne nicht daran zweifelte, dass dies genau der Ort war, wo er sein sollte. Wie furchtbar für ihn.

  ?Hast du schon mal Klavier gespielt?“, fragte er.

  ?Ja.“

  Er sah wieder zu ihr, überrascht. Kurz überlegte sie sich, ob sie ihm davon erz?hlen sollte, wie sehr sie es liebte. Doch als ihre Augen auf die schwarzen und wei?en Tasten fielen, deren Gl?tte sie unter ihren Fingern schmerzend spüren konnte, drehte sich ihr der Magen um. Sie konnte ihn nicht anlügen, das würde zu leicht auffliegen.

  ?Ich kann es nicht wirklich leiden. Ich habe schnell wieder aufgeh?rt.“

  Die Neugierde verschwand und an ihre Stelle setzte eine tiefe Distanz ein. Etienne hatte das Gefühl, als würde er sie auf einen Schlag mustern, wie eine gelangweilte Katze, eine Ameise. Anwesend und Ursache einer Bewegung, aber absolut unwichtig. Er sah wieder zum Klavier und Etienne schielte kurz zu Valtin, der auf einmal sehr zufrieden schien.

  ?Wir haben nicht viele Lieder in das Stück integriert. Anjelika hat weitere Musiker engagiert, welche das Wochenende nutzen, um für das Stück zu üben. Sie sollten auch heute teilnehmen. Vielleicht w?rst du dort besser aufgehoben, wenn du das Klavier nicht leiden kannst.“

  ?Das passt schon“, erwiderte sie bestimmt, ?Wie gesagt, ich bin gut im Zuh?ren. Und ich st?re meistens nicht.“

  Sie würde sich nicht abwimmeln lassen, nicht nachdem dies das erste richtige Gespr?ch war, das sie mit ihm führte. Ihr Instinkt sagte ihr, dass es eine gute Entscheidung war, nicht zu lügen. Etienne musste nur lange genug durchhalten, bis es andere überschneidungen gab, die sie nutzen konnte.

  Kurz presste er die Lippen zusammen. Unmut huschte ihm durch das Gesicht, doch dann trat ein sanftes L?cheln an dessen Stelle und von all den anderen Gefühlen war nichts mehr zu sehen.

  ?Bist du sicher, dass du hier sein willst?“, fragt er. Etienne konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Valtin unzufrieden die Stirn runzelte und sie auffordernd betrachtete. Sie entschloss sich so zu tun, als w?re die unausgesprochene Warnung, zu verschwinden, für sie nicht verst?ndlich.

  ?Natürlich“, erwiderte sie strahlend, ?Auch wenn ich es nicht leiden kann, bedeutet das nicht, dass ich nicht etwas anderes daraus lernen kann. Au?erdem hat Mimi mich dazu angehalten, bei dir zu lernen. Ich will meine neue Lehrerin nicht am ersten Tag schon entt?uschen.“

  Erneut trat das Mitleid in seine Augen, aber er sah sie nicht an. Irgendetwas an dieser Situation erschien ihr schr?g. Damit konnte sie weitere Punkte auf ihre lange Liste setzen. Dazu geh?rte herauszufinden, wieso Elias so bedrückt davon schien, sie hier zu haben und wie genau Mirtin mit ihm in Verbindung stand, dass er sie vertraut ?Mimi’ nannte.

  ?Dann lass mich dir die drei Stücke zeigen, welche ich für diese Geschichte entwickelt habe“, sagte er.

  ?Du hast sie selbst komponiert?“, fragte sie nach. Er nickte, mit einem neutralen L?cheln und mit dem Fehlen von jeglichem Stolz. Es war, als würde er über das langweilige Wetter sprechen.

  ?Da in einer Woche das Stück stattfindet, wird im Laufe der n?chsten Woche der Nachmittagsunterricht hierfür ausfallen. Wir werden uns jeden Tag um 13 Uhr hier treffen und ich erwarte Pünktlichkeit. Wenn du nur zuh?ren willst, dann kannst du es tun. Falls du eine zus?tzliche Aufgabe willst, dann lass es mich wissen. Ich kann dir etwas finden lassen.“

  The tale has been illicitly lifted; should you spot it on Amazon, report the violation.

  Sie nickte l?chelnd, unterdrückte die aufsteigende Freude. Auf einen Schlag hatte sie dank Raffaels bl?der Wette so viele M?glichkeiten erhalten, mit Elias in Kontakt zu treten und nach dem letzten Stein zu suchen. Sie musste nur noch dafür sorgen, dass er und seine Begleiter ihr nur ein kleines bisschen positiver eingestellt w?ren, ihr nur einen einzigen Moment lieferten, an welchem sie zum Stein durchdringen konnte. Mehr brauchte sie nicht.

  °?★?°∵.?.∵°?☆?°

  Meta sa? in den oberen R?ngen und blickte hinunter zum Geschehen. Dann zuckte sie zusammen, als es krachte und Gilgian zu donnern anfing. Mit einem leicht verzweifelten L?cheln versuchte sie sich in diesem weichen Sitz unsichtbar zu machen, w?hrend ihr Bruder sich über die vermeintliche Inkompetenz seiner Klassenkameraden auslie?. Gilgian half den anderen dabei, das Bühnenbild wieder hochzubekommen, doch die anderen Schüler scheiterten aus irgendeinem Grund immer wieder daran. Meta war sich nicht sicher, woran das lag, aber es schien, als h?tte dieses Bild sich einfach dazu entschieden, heute Urlaub zu machen. Also suchten sie nun nach anderen L?sungen und je l?nger sie brauchten, desto wütender wurde Gilgian, welcher noch immer das meiste Gewicht aufrecht hielt. Bis einer der Schüler irgendetwas tat, was das Ganze erneut zu Fall brachte.

  Keiner würde den Tag über hier sein, au?er vielleicht der eine oder andere Schüler, welcher sich das Schauspiel von oben anschauen wollte. Meistens waren aber alle unten, in der N?he von Bianca oder Anjelika oder Raffael. Den ganzen Schülern, welche stetig viele Menschen um sich herum versammelten.

  Sie hingegen würde ganz allein weiter hier oben warten und hoffen, dass es nicht lange so bleiben würde, nachdem sie erst in den letzten Tagen der Grund dafür war, weshalb sie beinahe den einzigen Menschen verloren hatte, welcher ihr übrig geblieben war.

  Erneut erfüllte sie eine tief sitzende Angst, als sie an die letzten Tage dachte. Mittlerweile war sie gefasster als die Tage zuvor, dennoch wachte sie manchmal schwei?gebadet auf und Bilder des verlassenen alten Hauses schossen ihr durch den Kopf. Dabei tr?umte sie immer wieder von der Stimme ihres Vaters, welche so sehr am Toben war, dass ihr die Ohren klingelten. Meta hoffte, dass Gilgian nichts davon mitbekam. Nachdem sie schuld daran war, dass er zu Schaden kam, wollte sie nicht noch mehr Sorgen in ihm wecken. Er hatte genug anderes zu tun.

  ?Das wird so nichts“, h?rte sie Mirtin unten sagen und ihre Aufmerksamkeit wanderte wieder nach unten, ?Und wo nur ist unser Direktor, wenn es darum geht, Probleme zu l?sen?“

  Metas Gedanken wanderten besorgt zu Anjelika. Wo auch immer sie war, das Ganze würde ein Nachspiel für sie haben. Als sie vorsichtig zu Raffael sah, konnte sie mal wieder nichts aus seiner lockeren Miene herauslesen. So wie sie ihn die letzten Jahre über kennengelernt hatte, wusste sie aber, dass er besorgt war. Nicht nur, dass das Bühnenbild nicht h?ngen wollte, als es eingestürzt war, hat es etwas vom Boden besch?digt, sowie einige Gegenst?nde mitgerissen und vieles in Unordnung gebracht. Dazu geh?rten auch die Kleider, welche Katelin zuvor herausgeschoben hatte, um sie den anderen zu pr?sentieren.

  ?Wir werden das für heute verschieben“, sagte Mirtin nach einigen Momenten, ?Ein furchtbarer Zeitpunkt, wo ihr heute besonders viel arbeiten solltet, aber ohne diese Probleme vorher zu l?sen, werdet ihr nicht weiterkommen.“

  ?Einige Seile sind komplett gerissen. Und die Haken sind besch?digt. Was soll ich denn machen, wenn das Equipment so durch ist?“, h?rte sie einen Schüler aufgeregt von unten sprechen. Meta wusste, dass es jemand aus Raffaels Provinz war. Der Frust musste tief sitzen. Die meisten dieser Menschen gaben sich so viel Mühe für Anjelika, welche jedoch noch immer nicht da war. Sorge, Verwirrung und Missmut über die Situation schienen unter den meisten Mitgliedern der zweiten Provinz vertreten zu sein. Und Mirtin nutzte mal wieder den Moment, um ihnen das Leben schwer zu machen.

  ?Es ist nicht n?tig, irgendwas zu verschieben“, h?rte sie Raffaels Stimme klar von unten zu ihr durchdringen, ?Wir machen heute einfach weiter mit dem Plan und kümmern uns im Laufe der n?chsten Woche um das Bühnenbild.“

  ?Ich kann auch ohne Kulisse schauspielern“, meinte Scarlett, ?Au?erdem ist es eine gute übung, sich die Szene im Kopf vorzustellen und dazu zu arbeiten. Bei der Vorstellung k?nnte auch etwas Unerwartetes passieren.“

  ?Natürlich kannst du das“, s?uselte Bianca und Meta h?rte die versteckte Beleidigung, ?Unsere Scarlett wei?, wie sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann.“

  Scarlett warf ihr einen wütenden Blick zu und Meta war sich sicher, dass diesmal mehr Feindseligkeit in diesem steckte als sonst.

  ?Genug“, sagte Raffael in Biancas Richtung. Meta wusste, dass es ihm in den Fingern juckte, mehr zu sagen. Damals, bevor er Provinzherrscher wurde, hatte er sich auf beinahe jeden Schlagabtausch eingelassen. Sie konnte sich noch gut an die lauten, streitenden Stimmen erinnern. Er hatte sich sogar mal eingemischt, als wieder Gemeinheiten in ihre Richtung geschossen wurden. Nun tat er dies nicht mehr und Meta bemitleidete ihn nicht um seine Rolle, denn wo er sich früher noch gewehrt hat, war er nun h?ufig derjenige, welcher um des Friedenswillen einsteckte. Jeder miese Spruch in Scarletts Richtung musste ihn furchtbar wütend machen und dennoch lie? er sich nicht auf den Kampf ein… nur des Friedenswillen. Meta wunderte sich, ob es ihm auffiel, dass seine Mühe nicht erwidert wurde. Denn so gut sie ihn aus ihrer stillen dunklen Ecke beobachten und einsch?tzen konnte, konnte sie es auch genauso gut bei den anderen.

  ?Zu entscheiden, ob wir weiter machen oder nicht, obliegt Anjelika, welche noch immer nicht hier ist“, sagte Mirtin streng, ?Es ist ihre Rolle vor allen anderen anwesend zu sein, um eben in solch wichtigen Momenten wichtige Entscheidungen zu treffen. Sie erfüllt sie nicht. Meine Rolle hier hingegen ist, dafür zu sorgen, dass ihr etwas lernt, und ich habe vor, sie voll und ganz auszuführen. Ich werde in der Mittagspause noch einmal vorbeischauen. Wenn Anjelika bis dahin noch nicht hier ist und mir eine L?sung zu diesen ganzen Problemen pr?sentiert, dann wird die übung heute abgebrochen und sie kann den Tag nutzen, um sich aus dem Schlamassel herauszuarbeiten.“

  ?Das bekommen wir hin, wenn wir alle uns zusammen kurz dran setzen“, erwiderte Raffael.

  ?Ich werde nicht die Zeit unserer Schüler verschwenden, etwas zu tun, wofür der Direktor zust?ndig sein sollte. Natürlich kann ich euch nicht verbieten, hier zu bleiben. Die Zeit bis nach der Mittagspause kann frei gefüllt werden. Jeder darf entscheiden, wie er für sich lernen will.“

  Meng drehte sich auf dem Absatz um, gefolgt von Colin, und sie gingen gemeinsam in den hinteren Bereich. Alle Mitglieder von Elias’ Provinz folgten ihr. Sie würden nicht bleiben.

  ?Ich k?nnte hier bleiben, wenn du mich nett drum bittest“, sagte Bianca, ?Natürlich würdest du mir etwas schulden. Wie w?re es mit einem sch?nen Tag am Meer?“

  ?Wie w?re es mit einem blauen Auge?“, fragte Scarlett zurück, ehe Raffael konnte etwas erwidern. Er runzelte tadelnd die Stirn in ihre Richtung und deutete ihr, ebenfalls nach hinten zu gehen.

  ?Vielleicht wann anders“, sagte er zu Bianca und Meta wusste, es war ein Nein. Bianca schien es nicht weiter zu st?ren, so zuckte sie nur mit den Schultern und ging mit zwei ihrer Freundinnen hinaus. Das waren drei Schauspieler weniger.

  Gilgian machte Anstalt, zu gehen. Auch Meta stand auf, bereit, zu ihm hinunterzugehen, doch er wurde von Raffael aufgehalten. Mit gesenkter Stimme sagte er etwas, was einen furchtbar genervten Ausdruck in Gilgians Gesicht hervorrief.

  ?Gut, aber nicht in diesem Kostüm“, knurrte er und ging Richtung Umkleide. Meta setzte sich verwirrt wieder hin. Würden sie hier bleiben?

  Einige Mitglieder der neutralen Provinz boten Raffael ihre Hilfe an. Halil verschwand jedoch, genauso wie ein weiterer Schüler, welcher in seinem Club war.

  Raffael schickte einige zur Bühne und bat sie scheinbar, Katelin zu helfen, welche im Alleingang die bedrückte Stimmung mit strahlender Zuversicht und einem breiten Grinsen verwehte. Eine Person, welche ohne Worte klare Aussagen t?tigen konnte. Meta wünschte sich, sie k?nnte von ihr lernen. Ihre Gedanken wurden abgelenkt, als sie leise h?ren konnte, wie Raffael bei jemandem um etwas Ruhe bat. Wie immer würde er sich etwas ausdenken und die anderen vertrauten ihm blind, dass er einen Weg finden würde. Meta beneidete ihn um diese F?higkeit. Sie hatte selbst die ein oder andere Idee, was gemacht werden k?nnte. Aber wer würde ihr schon zuh?ren, sollte sie es überhaupt schaffen, laut genug zu sprechen.

  Meta sah sich um, bis sie bemerkte, wie Raffael sich etwas hektisch bewegte. Er kramte in der einen Jackentasche um, dann in der anderen, suchte jede ab, bis er verwirrt innehielt und nachzudenken schien. Und dann beobachtete Meta, wie sein Gesicht sich versteinerte, und sie konnte nicht sagen, wann sie ihn das letzte Mal wütend gesehen hatte.

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