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Kapitel 6: Synnx - Die Händler des Nexari

  Ich betrachte Zyar verwundert, bevor mein Blick auf die atemberaubende Umgebung f?llt. Seine Warnung vor den Gefahren des Nexari hallt in meinem Hinterkopf nach, doch im Moment bin ich viel mehr von dessen Sch?nheit gefangen.

  …Dort liegt die Wahrheit,…im Wispern der Winde.

  ?Das war doch?“, entf?hrt es mir überrascht, w?hrend ich mich suchend im Kreis drehe. Doch so pl?tzlich wie die Stimme gekommen ist, ist sie auch wieder verschwunden. Niemand au?er mir scheint sie geh?rt zu haben. ?Mama?“

  ?Isilyn?“, fragt Zyar perplex, seine Miene von neugieriger Verwunderung gezeichnet, w?hrend er sich selbst umschaut. ?Hast du die Stimme deiner Mutter geh?rt?“

  Ich nicke z?gerlich. ?Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich sie war oder vielleicht eine dieser Synnx, von denen du gesprochen hast. Aber ich wei?, dass es nicht die Frauenstimme war, die ich seit meiner Kindheit h?re.“

  ?Frauenstimme?“, wiederholt Zyar mit einem nachdenklichen Ausdruck. Nun ist er es, der Antworten sucht. Wie schnell sich die Rollen doch ?ndern. ?Was sagt sie zu dir?“

  ?Nur seltsame Dinge“, gestehe ich und runzle die Stirn. ?Sie hat immer gewollt, dass ich ausbreche, und letzte Nacht war sie sogar in meinen Tr?umen. Da habe ich auch dich gesehen, Zyar – am Himmel.“

  Zyar runzelt die Stirn und zeigt fragend auf sich. ?Mich? Da irrst du dich. Ich bin erst heute mit Sylas eingereist. Gestern Abend waren wir in Solnya, um die letzten Vorbereitungen für deine Befreiung zu treffen.“

  Wie kann das sein? Die Gestalt am Himmel, die mühelos die Blitze beherrschte – das war nicht Zyar? Doch er und diese Erscheinung trugen beide schwarze M?ntel! War ich voreilig mit meinem Schluss?

  ?Wen hast du letzte Nacht am Himmel gesehen?“, fragt Zyar, w?hrend Sylas skeptisch lauscht. ?Sylas, wei?t du irgendetwas von einem anderen Solniw, der uns gefolgt sein k?nnte?“

  Solniw? Sind das die Bewohner dieses Ortes namens Solnya?

  Sylas schüttelt den Kopf. ?Das ist unm?glich. Vespera hat den Unbekannten gestern gesehen, und wir sind doch erst heute hier angekommen.“

  Zyars Gesicht zeigt Sorge. Die Information, die ich ihm gerade gegeben habe, überrascht ihn nicht nur, sie scheint ihn auch zu beunruhigen. ?Ich kümmere mich darum, sobald wir im Dorf sind“, sagt er schlie?lich und signalisiert uns, ihm zu folgen.

  W?hrend Zyar vorangeht und die Umgebung aufmerksam mustert, bleibt Sylas an meiner Seite. Sein L?cheln ist warm, beinahe beruhigend, ein merkwürdiger Kontrast zu meinen Gedanken.

  ?Tut es noch weh?“, fragt er leise und sieht mich mitfühlend an.

  Ich ziehe eine Augenbraue hoch. ?Was genau?“

  ?Die Prellungen in deinem Gesicht“, sagt er sanft. ?Wenn du m?chtest, kann ich sie heilen. Ich wei?, dass ich die Narbe an deinem Arm nicht entfernen konnte, aber das hier sollte mir gelingen.“

  Unwillkürlich wandern meine Gedanken zurück zu Lord Louweris. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, und vor meinem inneren Auge sehe ich seine brutalen F?uste und seine gierigen, machtbesessenen Augen.

  ?Warum bist du so nett zu mir?“, frage ich, immer noch misstrauisch. ?Hat das etwas mit Elindros und meinem Anrecht auf den Thron zu tun? Versuchst du mein Vertrauen zu gewinnen?“

  Sylas h?lt kurz inne und mustert mich nachdenklich. Seine Reaktion ist schwer zu deuten – habe ich ihn verletzt, oder versucht er einfach nur mich zu verstehen?

  ?Nein, verzeih“, sagt er schlie?lich. Seine Stimme ist sanft, fast entschuldigend. ?Das hat nichts mit deiner Bestimmung zu tun. Es ist eher... mein Charakter. Ich sorge mich nun mal um andere. Au?erdem hat mein Vater all die Jahre nach dir gesucht. Und...“

  Er h?lt inne, als würde er nach den richtigen Worten suchen. ?...ich wei?, dass du eine schwere Zeit hattest. Besonders wegen diesem Lord Louweris.“

  Lord Louweris. Der Name h?ngt wie ein Fluch über mir, immer pr?sent, immer schmerzhaft. Es gibt keinen Ausweg aus diesen Erinnerungen, keinen Weg, sie einfach auszul?schen.

  ?Wie lange noch bis nach Solnya?“, frage ich, um das Thema zu wechseln.

  Zyar blickt über die Schulter zurück. Meine Fü?e genie?en das sanfte Gefühl des Nexari-Bodens. Obwohl ich mir bei meiner Flucht erhofft habe, endlich wieder Gras und Erde unter meinen Fü?en zu spüren, kann ich mich über die weiche Oberfl?che der Zwischendimension nicht beschweren.

  Zyar zeigt auf das Astralis. Die schwebende Kugel beginnt zu leuchten. Erst jetzt f?llt mir auf, dass ich sie seit unserem Eintritt in das Nexari nicht mehr gesehen habe.

  ?Das Astralis führt uns“, erkl?rt er. ?Es zeigt uns den Weg direkt zu unserem Ziel.“

  ?Woher wei? diese...“ – ich z?gere kurz – ?Kugel, wohin wir wollen? Hast du irgendetwas eingestellt? Kann man das?“

  Ein L?cheln huscht über seine Lippen. ?Nein, das Astralis kennt unser Herz. Sobald du es berührst, wei? es, wohin du gehen m?chtest. Und bitte... nenn es nicht mehr Kugel.“

  ?Ich habe nicht gewusst, dass meine Worte nicht richtig gew?hlt sind“, gestehe ich entschuldigend. ?Das Astralis ist bestimmt etwas Wichtiges für Elindros, nicht wahr?“

  Zyar nickt zustimmend und erkl?rt: ?Korrekt. Nur durch das Astralis k?nnen wir das Nexari betreten. Daher ist es für dich eine einmalige Chance, hier an diesem Ort zu sein.“

  ?Es gibt keine andere M?glichkeit?“, frage ich, und die beiden M?nner schütteln verneinend den Kopf. ?Wie seid ihr dann in den Besitz des Astralis gekommen?“

  Doch bevor ich eine Antwort erhalten kann, leuchtet das Astralis hell auf, und erneut kneife ich die Augen zusammen.

  ?Wir sind nah dran“, verkündet Zyar erleichtert.

  ?Ich rieche einen Eindringling…“, haucht pl?tzlich eine unbekannte Stimme. ?Schwestern… h?ret mich.“

  ?Verdammt“, zischt Zyar und blickt rüber zu mir. ?Mein Sohn, beschütze sie.“

  ?Ich h?tte nicht erwartet, dass sie uns so schnell finden würden“, meint Sylas verwundert und tritt an meine Seite. ?Vergib mir, falls ich dich aus Not am Arm anfassen muss, Vespera.“

  ?W-Wieso?“, frage ich stotternd. Wem geh?rt diese Stimme? Sind das die Synnx?

  ?Siehe ihnen blo? nicht in die Augen“, flüstert Sylas mir zu. ?Sie sind ?u?erst gef?hrlich. überlass das meinem Vater.“

  Etwas Anderes habe ich sicherlich nicht vorgehabt. Wie soll ich denn mit Wesen kommunizieren, von deren Existenz ich vor ein paar Minuten erfahren habe? Bis vor wenigen Sekunden habe ich nicht einmal erwartet, dass sie unsere Sprache sprechen. Es ist auch interessant, dass Sylas und Zyar, die aus Elindros stammen, die Sprache der Menschen sprechen. Ob das ein reiner Zufall ist? All diese Fragen werde ich in Solnya beantwortet bekommen. Diese Fragezeichen in meinem Kopf werden mich nicht mehr belasten.

  ?Wir haben eine Erlaubnis!“, ruft Zyar in die Leere und zeigt auf das Astralis. ?Ihr müsst euch nicht um uns kümmern!“

  ?SIE HAT KEINE!“, ruft die gleiche, weibliche Stimme erneut.

  Sylas stellt sich nun direkt an meine Seite, wenige Millimeter trennen uns. Ich spüre die Sorge, die ihn umgibt. Doch nicht aus Angst, dass er sich verletzen k?nnte… nein, er befürchtet, mich nicht beschützen zu k?nnen!

  Gerade als ich darüber nachdenke, was wohl gleich passieren wird, erscheinen drei Gestalten aus dem Nichts. Ich halte den Atem an.

  Die M?dchen – ich nehme an, dass sie die sogenannten Synnx sein müssen – haben solch ein Aussehen, dass ich mir nicht einmal in meinen Tr?umen h?tte vorstellen k?nnen. Jede von ihnen strahlt etwas überirdisches aus… etwas Bedrohliches.

  Die Erste tr?gt kurzes, grünlich-silbernes Haar, das im schwachen Licht wie schimmernde Bl?tter aussieht. Ihre goldenen Augen leuchten, als würden sie direkt in meine Seele blicken, w?hrend ihre Flügel, tiefschwarz und majest?tisch, bei jeder Bewegung Schatten zu werfen scheinen.

  Die Zweite hat lange, türkisblaue Haare, die in einer kunstvollen Hochsteckfrisur zusammengebunden sind. Sie sieht so ?therisch aus, dass es fast wirkt, als würde das Licht um sie herum tanzen. Ihre goldenen Augen glühen intensiv und geben ihr eine k?nigliche Ausstrahlung. Ihre Flügel schimmern wie aus flüssigem Obsidian, elegant geschwungen und von einer fast überirdischen Perfektion, als w?ren sie aus der Dunkelheit selbst geformt. Doch es ist das Symbol auf ihrer Brust, das mich noch mehr in den Bann zieht. Bei genauerem Betrachten merke ich, dass alle drei M?dchen das gleiche Symbol auf der Brust tragen.

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  Und dann ist da die Dritte. Ihre Haare sind wie lebendes Feuer, orange und gold, und sie flie?en wie eine ungez?hmte Flamme um ihre Schultern. Ihre smaragdgrünen Augen scheinen mich durchdringen zu wollen, w?hrend ihre moosgrüne Haut – übers?t mit zarten roséfarbenen Sommersprossen – sie wie einen wilden Naturgeist erscheinen l?sst. Ihre schwarzen Flügel erinnern mich an einen Raubvogel, der jeden Moment zuschlagen k?nnte.

  Jede von ihnen ist anders, und doch teilen sie etwas Gemeinsames: Sie wirken, als ob sie über mir stehen, als ob sie eine Macht in sich tragen, die mich auf der Stelle verschlingen k?nnte. Sie sind sch?n, ja – aber nicht auf eine Art, die beruhigend ist. Ihre Sch?nheit ist gef?hrlich, wie eine Blume, die t?dliches Gift in sich tr?gt.

  ?Das sind die Nyrelis-Schwestern“, flüstert Sylas. Er wirkt angespannt. ?Wie haben sie dich blo? so schnell wahrgenommen?“

  Ich schlucke schwer. Ich wei? nicht, ob es besser w?re, zu fliehen oder stehen zu bleiben. Doch eins ist sicher: Die Schwestern sind gekommen, und sie lassen keinen Zweifel daran, dass sie nicht so schnell wieder gehen werden.

  Doch was wollen sie von mir? Warum st?rt es gerade die Synnx so sehr, dass ich das Nexari ohne Erlaubnis betreten habe? Sind sie die W?chter dieser Zwischen-dimension? Die Schwestern fixieren mich mit einem Blick, der mir das Blut in den Adern gefrieren l?sst. Nur Sylas‘ Pr?senz an meiner Seite h?lt mich davon ab, kopflos loszurennen und dieser unberechenbaren Gefahr zu entfliehen.

  ?Unsere Gef?hrtin ist aus einem Notfall heraus eingetreten“, erkl?rt Zyar ruhig. Seine Worte sind zwar nicht gelogen, aber die volle Wahrheit verschweigt er trotzdem. ?K?nnen wir diese Angelegenheit nicht anders l?sen? Gewalt muss doch nicht immer der einzige Weg sein.“

  ?Was denkt ihr, Alora und Seraphina?“, fragt das M?dchen in der Mitte mit den türkisblauen Haaren. Ihre zweigeteilte Zunge schnellt zwischen ihren Lippen hervor, begleitet von einem ver?chtlichen Schnalzen. ?Sollen wir ausnahmsweise unsere Güte zeigen?“

  Ihr Tonfall trieft vor Spott. Sie verh?hnt Zyars Bitte offen, und obwohl ich noch nicht genau wei?, warum die Synnx so gef?hrlich sind, ahne ich, dass ich sie auf keinen Fall untersch?tzen darf. Ihre Pr?senz allein ist erdrückend; ohne die Unterstützung meiner Gef?hrten würde ich vor Angst wie versteinert stehen bleiben.

  ?Hmm... nun, Celestara“, antwortet das M?dchen mit den grünlich-silbernen Haaren, die ich als Alora erkenne. Ihre Stimme ist fast ein Wispern, ruhig und dennoch bedrohlich. ?Du wei?t, dass Seraphina und ich es genie?en, mit den K?rperteilen von Elindine zu handeln.“ Beide Schwestern kichern in verschlagener Eintracht.

  Ich muss schlucken. Diese Wesen – Alora, Celestara und Seraphina – sind ohne Zweifel von atemberaubender Sch?nheit. Doch aus dieser N?he spüre ich die Gefahr, die sie ausstrahlen, wie eine unsichtbare Klinge, die mir an der Kehle liegt.

  ?Nun, Alora, bedenke...“, fügt Seraphina, die Schwester mit den leuchtend orange-goldenen Haaren hinzu, ihre smaragdgrünen Augen funkeln gef?hrlich. ?Eine Str?hne ihrer wei?en Haare k?nnte uns ein Verm?gen einbringen.“

  Mit diesen Worten verstummt sie pl?tzlich. Ihre Augen verengen sich, und sie mustert mich genauer. ?Wei?e Haare… nur eine ganz bestimmte Gruppe von Elindine hat diese Haarfarbe.“

  Zyar versucht verzweifelt, die Situation zu entsch?rfen. ?Wir müssen doch nicht gleich den K?rper des jungen M?dchens einfordern! Sie hat sich die Haare erst vor kurzem gef?rbt. Eigentlich hat sie braunes Haar.“ Oder er m?chte das Thema wechseln… warum lügt er über meine Naturhaarfarbe?

  ?LüGE!“, brüllen die Schwestern wie aus einem Mund, ihre Stimmen hallen wie ein drohender Donner in meinen Ohren. Alora zischt, ihre goldenen Augen glühend vor Zorn: ?In das Nexari einzudringen ist ein Vergehen. Die Nyrelis-Schwestern anzulügen, ist ein unverzeihliches Verbrechen. Ihr habt euer eigenes Todesurteil unterschrieben, Abschaum von Elindros!“

  Die Flügel der Schwestern schlagen heftig gegen den Boden, ein ohrenbet?ubendes Ger?usch, das Staub und Wind aufwirbelt. Blitzschnell schie?en sie in die Luft, ihre tiefschwarzen Flügel ein Wirbel aus gl?nzenden Federn, der den Raum in Schatten taucht. Die einst beruhigende Atmosph?re des Nexari, die mich bei meiner Ankunft so sanft umhüllt hatte, wird von dieser drohenden Dunkelheit verschlungen.

  Nun stellt sich auch Zyar an meine Seite. Vater und Sohn stehen wie eine lebende Mauer zwischen mir und den Nyrelis-Schwestern. Ihre Entschlossenheit ist greifbar – sie würden alles tun, um mich zu beschützen.

  Aber ich will kein Klotz am Bein sein. Irgendetwas muss ich tun… nur was?

  ?SPRICH, ELINDINE!“, schreit Seraphina zornig, ihr Blick bohrt sich in meinen, sodass sie nur mich meinen kann. Elindine? Was bedeutet das? Der Begriff ist bereits gefallen – k?nnte er die Bewohner von Elindros meinen? Doch diese Frage kann ich mir nicht lange stellen, denn die Schwestern ver?ndern sich direkt vor meinen Augen. Ihre Sch?nheit ist einer grotesken Gestalt gewichen: lange Schnauzen mit Reihen messerscharfer Z?hne und fingerlangen Krallen an knochigen H?nden, die bei jeder Bewegung bedrohlich glitzern. Ist das ihre wahre Form?

  ?BIST DU JENE LOSNIW?“, schreit Seraphina mit heiserer, drohender Stimme.

  ?Wie meint diese Synnx das?“, frage ich verwirrt und sehe zu Zyar und Sylas, die sich schützend vor mich gestellt haben. ?Was soll eine Losniw sein?“

  Ihr h?hnisches Lachen durchschneidet die Luft wie ein Messer. Sie haben meine Verwirrung bemerkt, und es scheint, als würde sie das nur noch mehr amüsieren. Gerade als ich Zyar eine weitere Frage stellen will, spüre ich einen heftigen Windsto? zu meiner Rechten. Ich drehe mich und sehe Celestara, die Schwester mit den türkisblauen Haaren, am Boden liegen. Sie h?lt sich den Kopf mit schmerzverzerrtem Gesicht.

  Sylas keucht, und Zyar wirkt angespannt. Die beiden müssen etwas getan haben, um ihren Angriff abzuwehren, aber ihre Kraft scheint sie das einiges gekostet zu haben.

  ?Vater, diese Wesen sind sehr stark“, gesteht Sylas und wirft mir einen besorgten Blick zu. ?Wir müssen Vespera wegbringen.“

  Zyar nickt knapp. ?Ich brauche einen Moment, um meine Kr?fte zu sammeln. Sylas, tue das Gleiche. Vespera, du musst sie bis dahin ablenken!“

  Ablenken? Wie um alles in der Welt soll ich diese Wesen ablenken? Womit k?nnte ich solche Gesch?pfe überhaupt interessieren? Geschichten über die Ermordung von Elindine? Tipps, wie man ihren Ohren habhaft wird? Ich habe keine Ahnung, ob ich überhaupt zu den Elindine geh?re.

  Die Schwestern eilen zu Celestara und helfen ihr auf. Alora, die Schwester mit den grünlich-silbernen Haaren, zischt zornig: ?Ihr wagt es, eine Synnx anzugreifen, und glaubt, ihr k?nntet ungestraft davonkommen? Nicht umsonst sind wir die H?ndler dieser Dimension! Diese grauen Augen allein k?nnten mir ein Verm?gen einbringen!“

  Celestara reibt sich ihren schmerzenden Kopf, ihre Stimme klingt hasserfüllt: ?Wenn sie das Gef?? ist, werden wir für ihren unversehrten K?rper eine weitaus h?here Summe erzielen!“

  Ihr hungriger Blick f?llt auf mich. Es ist, als sei ich ein Tier, das sie nach einer langen Jagd endlich gestellt haben.

  ?Gef???“, wiederhole ich laut, meine Stimme zittert nur leicht. Zyar will, dass ich Zeit schinde, und genau das werde ich tun – zumindest so lange, wie die Geduld der Synnx reicht. ?Ihr wollt wissen, ob ich diese Losniw bin. Aber was ist das überhaupt?“

  Für einen Moment scheinen sie irritiert. Ihre Blicke gleiten z?gernd zwischen mir hin und her. Offenbar haben sie nicht erwartet, dass ich keinerlei Ahnung von Elindros oder den Elindine habe.

  ?Du bist ein kostbares Gut“, erkl?rt Seraphina schlie?lich, doch ihre Worte lassen keine wirkliche Klarheit zu. ?Ein Gef??, das wir dem Auftraggeber überbringen müssen.“

  Ich schlucke schwer. ?Ein Gef?? für was?“

  ?Für den Sonatius Mortaeda“, haucht Seraphina mit einem kalten, triumphierenden L?cheln.

  Sonatius Mortaeda? Der Name allein fühlt sich an wie ein schweres Gewicht, das sich auf meine Brust legt.

  Noch ehe ich reagieren kann, setzen die Schwestern zu einem weiteren Angriff an. In perfekter Synchronit?t schie?en sie von drei verschiedenen Richtungen auf uns zu. Ihre Bewegungen sind ein unheilvoller Tanz, t?dlich und pr?zise. Im Flug tippen sie auf die Symbole auf ihren Brustk?rben, und dunkle Energie str?mt daraus hervor wie z?hflüssiger Rauch. Innerhalb eines Wimpernschlags manifestieren sich Waffen in ihren H?nden.

  Alora tr?gt eine schlanke Sense, deren Klinge in einem giftigen Grün schimmert und an die Z?hne eines Raubtieres erinnert. Celestara h?lt einen eleganten Speer, dessen Spitze wie aus purem Mondlicht zu bestehen scheint, w?hrend sein Schaft von dunklen Runen durchzogen ist. Seraphina umklammert ein Paar gebogener Dolche, deren Klingen in einem unruhigen, blutroten Licht flimmern, als h?tten sie einen eigenen Puls.

  Mit diesen t?dlichen Instrumenten und ihrer furchteinfl??enden Gestalt stürzen sie auf uns herab. Meine Gedanken rasen, w?hrend ich verzweifelt nach einem Weg suche, wie ich meinen Gef?hrten helfen k?nnte – oder ob ich ihnen am Ende nur ein Hindernis sein werde.

  ?Bereit, mein Sohn?“, fragt pl?tzlich Zyar, und mein Herz macht einen überraschenden Satz. Was planen die beiden nur? Wieso mussten sie so lange stillstehen, fast wie eingefroren? Doch jetzt scheinen sie wieder voller Energie zu sein. ?Wir haben nicht viel Zeit“, fügt Zyar dr?ngend hinzu.

  Sylas nickt zustimmend, seine Augen leuchten vor Konzentration. Ich habe keine Ahnung, was sie vorhaben, aber ehe die Synnx uns erreichen k?nnen, beginnen die beiden etwas zu tun, das ich mir nicht erkl?ren kann.

  Zyar hebt die H?nde an seinen Mund, als würde er in seine Handfl?chen pusten, doch es ist mehr als nur Atem. Es wirkt, als würde er die Luft um uns herum nach seinem Willen formen. Ein unheimlich kühler Wind durchzieht die Umgebung, als ob er etwas aus der Luft selbst hervorholen würde. Gleichzeitig greift sich Sylas an die Zunge. Für einen Moment bin ich vollkommen verwirrt, bis ich sehe, wie er seine Finger scheinbar in seine eigene Spucke taucht und sie wie einen Faden herauszieht – ein breiter, schimmernder Wasserstrahl entsteht, der sich vor meinen Augen wie von Zauberhand ausdehnt.

  Ich starre die beiden ungl?ubig an. Was tun sie da? Wie ist das überhaupt m?glich? Die Szene wirkt vollkommen surreal, wie ein Traum, der sich meinen Sinnen entzieht.

  Vor meinen Augen vermischen sich ihre Handlungen. Der Wind Zyars und das Wasser Sylas’ verschmelzen miteinander, obwohl ich keine Ahnung habe, wie. Ein dichter, silbriger Nebel beginnt sich auszubreiten, so dicht und undurchdringlich, dass die Sicht beinahe vollst?ndig verschwindet. Die ruhige Umgebung des Nexari wird von diesem seltsamen Schleier verschluckt.

  Ich spüre, wie sich meine Gedanken überschlagen. Was ist das? Ich kenne solche Kr?fte nicht, habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Natürlich – ich habe nie die Mauern des Schlosses verlassen, die meine Heimat und zugleich mein Gef?ngnis waren. Was au?erhalb existiert, war für mich immer nur eine vage Vorstellung. Doch jetzt? Jetzt sehe ich Dinge, die jedes Verst?ndnis, das ich je hatte, sprengen.

  Die Synnx, die eben noch mit ihren Waffen auf uns zurasten, scheinen im Nebel zu verschwinden. Ihre Umrisse verschwimmen, ihre Bewegungen werden langsamer, fast wie abgebremst.

  ?Beeil dich, Vespera! Wir k?nnen das nicht lange aufrechterhalten“, ruft Sylas pl?tzlich, seine Stimme klingt angespannt.

  Aufrechterhalten? Wovon sprechen sie? Die Fragen stürmen auf mich ein, doch die Situation l?sst mir keine Zeit für Antworten.

  Gerade noch stehe ich inmitten eines schwebenden Paradieses, wo Farben wie Tr?ume über mich hinwegflie?en und die Luft sich anfühlt, als würde sie mich sanft umarmen. Der Boden unter mir hatte gelebt – Wellen von schillernden Farben breiteten sich bei jedem Schritt aus, und die seltsam spiralf?rmigen Gebilde um mich herum waren fast zu sch?n, um real zu sein. Es fühlte sich an, als w?re ich in einer Welt, die atmete, die lebte, in der jedes Licht ein eigenes Bewusstsein besa?. Die Luft war warm, schwer von einem Gefühl, das fast wie Glückseligkeit war. Doch das war vorher. Nun ist mein Umfeld in Nebel gehüllt und tats?chlich erfreut mich dieses Wissen. Denn die Nyrelis-Schwestern h?tten mich bestimmt zum Frühstück verspeist.

  ?Vespera, du musst nun schnell handeln!“, ruft Zyar gestresst. ?Nutze das Astralis, um uns nach Solnya zu bringen!“

  ?Aber wie kann ich das bewerkstelligen?“, frage ich und nehme das Astralis in die Hand. Wie soll mir das weiterhelfen? Diese Kugel gibt keinen Ton von sich und zudem keine Ratschl?ge, die mich auf eine Idee bringen k?nnten.

  ?Lasse das Astralis in der Luft schweben und tippe dieses anschlie?end einmal an!“, spricht Zyar und ich merke, dass mir keine Zeit für Fragen bleiben.

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